Ein Volk im Wartesaal
Immer mehr Bürger klagen über die teils monatelangen Vormerkzeiten für Augenvisiten. Wie der Sanitätsbetrieb die Situation rechtfertigt.
von Heinrich Schwarz
Im Landtag wurden zuletzt gleich zwei Anfragen eingereicht, die auf die sehr langen Wartezeiten für Augenvisiten von bis zu 300 Tagen (siehe Grafik) eingehen. Die eine kommt von der Süd-Tiroler Freiheit, die andere von der Freiheitlichen Ulli Mair. Beide wollen wissen, was die Gründe sind und was die Landesregierung zu unternehmen gedenkt.
Mair berichtet von einer Frau, die für ihren Sohn vor wenigen Wochen einen Termin für eine augenärztliche Visite im Krankenhaus Sterzing vereinbaren wollte. Ihr sei mitgeteilt worden, dass der erstmögliche Termin der 31. Januar 2017 sei.
Die Frau schrieb an Ulli Mair:
„Ich sollte im Krankenhaus Brixen anrufen, denn dort wäre angeblich täglich ein Augenarzt anwesend. Die Dame am Telefon sagte mir aber, in Brixen bekomme ich vor März 2017 keinen Termin.“
Und weiters:
„Für was zahle ich eigentlich meine Steuern und Sozialabgaben, wenn ich bei Bedarf doch zu einem Privatarzt gehen muss, den ich aus eigener Tasche bezahlen muss, um die Gesundheit meines Sohnes zu schützen? Ich bin maßlos enttäuscht und verärgert.“
Wie auch in vielen anderen Fachbereichen entschuldigt sich der Südtiroler Sanitätsbetrieb mit Verweis auf den Ärztemangel, der auch in der Augenheilkunde für Engpässe sorgt.
„Aufgrund der Verschärfung der EU-Arbeitszeitenregelung dürfen die Ärzte nur eine gewisse Anzahl an Stunden arbeiten. Und weil auch andere Dienstbereiche abgedeckt werden müssen – es gibt beispielsweise viele tageschirurgische Eingriffe –, geht es zu Lasten der nicht dringenden Visiten“, erklärt Lukas Raffl, Leiter der Kommunikationsabteilung.
Er betont, dass die Vormerkzeiten je nach Dringlichkeit – es gibt vier Einstufungen – deutlich geringer ausfallen können.
Die offiziellen Antworten der Landesregierung auf die Landtagsanfragen sind noch ausständig.
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