Zwei Unglücke?
Die Rettungsmannschaften schließen nicht aus, dass sich am Hochferner zwei unabhängige Unglücke zugetragen haben könnten.
von Erna Egger
Die Rettungsmannschaften konnten am Dienstag die Suche nach den beiden Vermissten Andreas Zöggeler und Ulrich Seebacher nicht fortsetzen. Zu gefährlich waren die Wetterbedingungen, Windböen und Eisschlaggefahr machten einen Einsatz der hiesigen Rettungskräfte unmöglich, der Nebel behinderte jegliche Sicht.
Längst ist die Suchaktion zu einem grenzüberschreitenden Einsatz geworden. Neben dem schweizerischen Rettungshubschrauber Rega, der am Sonntag im Einsatz stand, wurde am Dienstag auch die österreichische Alpinpolizei hinzugezogen.
„Diese hat versucht, mit dem Hubschrauber die Seite um den Hochfeiler abzusuchen, weil es sein kann, dass die zwei vielleicht die Hochfeiler-Nordwand bestiegen haben. Aber das ist eine Vermutung, weil wir die beiden im anderen Bereich nicht gefunden haben. Leider blieb auch diesmal die Aktion des Hubschraubers erfolglos“, berichtet der Rettungsstellenleiter der Bergrettung Sterzing, Peter Payrer.
Was ist am vergangenen Samstag am Hochferner passiert?
Zurzeit werden alle möglichen Szenarien durchgespielt.
Die Rettungsmannschaften vermuten mittlerweile, dass sich am Hochferner zwei unabhängige Unglücke zugetragen haben könnten. Kann das sein? Einiges deutet jedenfalls darauf hin.
Verzweifelt haben die Männer der Bergrettung Sterzing und der Rettungsstelle Gossensass-Pflersch, die zur Verstärkung vor Ort war, in den letzten Tagen den Lawinenkegel der Hochferner-Nordwand abgesucht. „Dieses Gebiet wurde sehr gut abgekämmt, von den beiden fehlt aber jede Spur“, so Hubert Eisendle.
Es gibt weitere Elemente, die für zwei Unglücke sprechen könnten.
Am Sonntag war die Schweizer Rettungshubschrauber Rega angefordert worden, um die Handys zu orten.
Bei diesen Flügen wurde jedoch festgestellt: Das Handy befindet sich nicht in diesem Hang. Denn obwohl es läutete, konnte es vom Spezialhubschrauber in diesem Bereich nicht geortet werden.
Erstaunlicherweise klingelte auch noch am Montagmorgen das Mobiltelefon eines Vermissten.
Vermutet wird nun, dass die vier Bergkameraden Peter Vigl, Thomas Lun, Andreas Zöggeler und Ulrich Seebacher in Zweiergruppen in die Hochferner-Nordwand eingestiegen sind.
Andreas Zöggeler und Ulrich Seebacher könnten schneller als Vigl und Lun unterwegs gewesen sein. Zöggeler und Seebacher könnten den Gipfel des 3.463 Meter hohen Hochferners erreicht und dann den Hochfeiler angepeilt haben. In diesem Fall wären sie auf der Hinterseite in das Gletscherbecken abgestiegen, um dann wieder zum Gipfel des 3.510 Meter hohen Hochfeilers aufzusteigen und von dort aus zum Auto hinunter zu gehen.
Es gibt noch weitere Indizien für ein derartiges Szenario.
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