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„Die Nr. 15 war’s“

schiedsrichterDer Spieler, der im A-Jugend-Match Salurn gegen Olimpia Meran einer jungen Schiedsrichterin einen Faustschlag verpasst hat, ist nun identifiziert. Die Hintergründe einer schwierigen Wahrheitssuche.

von Artur Oberhofer

Es war ein hart umkämpftes Match. Am Abend des 28. September dieses Jahres standen sich die A-Jugend-Teams von Salurn und Olimpia Meran gegenüber.

Die Hausherren siegten mit 4:3. Die Gästemannschaft reklamierte in der Schlussphase einen Elfmeter.

Als die 16-jährige Schiedsrichterin kurz nach 21.30 Uhr das Spiel abpfiff, kam es zu einem Eklat: Die junge Unparteiische wurde von einem Spieler von Olimpia Meran tätlich angegriffen.

Im Urteil des Sportgerichtes, das der TAGESZEITUNG vorliegt, heißt es, die Schiedsrichterin habe „von hinten einen Faustschlag gegen den linken Oberarm“ abbekommen, der „ihr große Schmerzen verursachte und sie zudem einen Meter nach vorne warf.“

Das Aufsehen in Südtirol war groß, als die TAGESZEITUNG diesen Fall publik machte. Wenige Wochen zuvor war bei einem Amateurliga-Match in Schluderns ein Schiri von einem Betreuer geohrfeigt und wüst beschimpft worden („Du Drecksau, du wompate“).

Der Meraner Anwalt Mark Antonio De Giuseppe (oben im Bild), selbst Schiedsrichter, der die beiden betroffenen Unparteiischen rechtlich betreut, sagte unmittelbar nach dem Vorfall: „Dieser Fall ist noch gravierender, als jener in Schluderns, weil die attackierte Schiedsrichterin eine Frau ist.“

Die junge Schiedsrichterin konnte – weil der Schlag von hinten ausgeführt wurde – nicht erkennen, wer ihr den Faustschlag verpasst hat. Als sie sich umdrehte, standen zwei Spieler von Olimpia Meran hinter ihr: der Spieler mit der Rückennummer 2 und der Spieler mit der 15.

Für das Sportgericht war klar: Einer der beiden Spieler muss der Übeltäter sein.

Da aber keiner der beiden Spieler die Verantwortung für das Geschehene übernahm, bestrafte der Sportrichter den Kapitän von Olimpia Meran: er wurde für drei Jahre gesperrt – bis 6. Oktober 2019!

Der Sportrichter stellte außerdem klar: Sollten es sich der Verein und der Spieler, der die Schiedsrichterin tätlich angegriffen hat, anders überlegen und die Verantwortung übernehmen, würde die Sperre gegen den Kapitän sofort aufgehoben.

In dem Urteil wurde außerdem festgehalten, dass es die Anhänger der beiden Mannschaften gewesen seien, die durch ihr Verhalten mit dazu beigeträgen hätten, dass die Situation auf dem grünen Rasen eskaliert sei. Unter den „Fans“, so der Sportrichter, hätten sich zahlreiche Spielereltern befunden, die sich „gegenseitig geschubst und beleidigt“ hätten.

Anwalt Mark Antonio De Giuseppe war davon ausgegangen, dass die Verantwortlichen von Olimpia Meran nach dem (harten) Urteil des Sportrichters einlenken und endlich mit dem Namen des Schlägers herausrücken würden.

Doch es sollte anders kommen.

Zunächst legten die Vereinsverantwortlichen von Olimpia Meran Rekurs gegen das Urteil des Sportrichters ein.

In dem Rekurs beantragten die Verantwortlichen des Meraner Clubs, dass die gegen den Kapitän verhängte dreijährige Sperre auf den Trainer, Stefano Di Liello, übertragen wird.

Diesen Antrag schmetterte das Sportberufungsgericht unter Vorsitz von Marco Emer (Beirichter: Marco Pappalardo, Andrea Tait) genauso ab wie die Anträge, die Sperren gegen zwei weitere Spieler und die Geldstrafe zu reduzieren. Außerdem rügte das Berufungsgericht den Verein, der – so heißt es im Urteil – versucht habe, das Geschehene, das „schwerwiegend“ sei, zu bagatellisieren.

In Bezug auf den Antrag, den Trainer, statt den Kapitän zu sperren, stellte das Gericht fest:

„Der Fußballspieler, welche die Funktion als Kapitän einnimmt, trägt die Verantwortung bei Tätlichkeiten gegen den Schiedsrichter (…), wenn der schuldige Mitspieler nicht feststellbar ist.“

Am gestrigen Donnerstag kam es zu einem weiteren Paukenschlag.

Nach Informationen der TAGESZEITUNG hat der Präsident von Olimpia Meran ein Schreiben an den Sportrichter gerichtet. Der Succus: Der Verein teilt dem Sportrichter in dem Schreiben mit, dass der Verein nach „internen Ermittlungen“ festgestellt habe, dass der Spieler mit der Rückennummer 15 den Faustschlag gegen die junge Schiedsrichterin ausgeführt habe.

 

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