Iveco-Panzer in Syrien
Die Landesregierung konnte dem Grünen Hans Heiss keine Auskunft darüber geben, ob Russland in Syrien Militärfahrzeuge der Bozner Firma „Iveco Defence Vehicles“ einsetzt. Im Internet gibt es jedoch zahlreiche Belege.
von Heinrich Schwarz
Für Hans Heiss ist das Thema sehr ernst: „Es wäre sehr bedrückend, wenn Südtirol nicht nur Loacker-Waffeln und Äpfel in den Nahen Osten exportiert, sondern auch indirekt zur Verlängerung des Krieges in Syrien beitrüge“, so der Landtagsabgeordnete der Grünen.
Was viele nicht wissen: Südtirol exportiert Militärfahrzeuge. Die „Iveco Defence Vehicles AG“ hat ihren Sitz in Bozen. Das Unternehmen produziert unter anderem den Leichtpanzer Iveco LMV (Light Multirole Vehicle).
In einer Landtagsanfrage schreibt Hans Heiss einleitend unter anderem: „Bis Anfang 2016 wurden rund 2.600 Leichtpanzer an neun europäische Armeen ausgeliefert, darunter an England, Russland, Spanien und Kroatien. Die LMV’s wurden in Afghanistan bei Minenräumungen eingesetzt, in englischen Varianten aber auch zu MG-tauglichen Bombenwerfern umgerüstet. Nach zuverlässigen Quellen sind Iveco LMV auch im Einsatz in Syrien, wo sie russischen Einheiten dienen, um die Truppen von Bashir Al-Assad zu unterstützen.“
Heiss stellte folgende Fragen an die Landesregierung: „Ist bekannt, wie viele Iveco-Leichtpanzer nach Russland geliefert wurden? Wurden diese Leichtpanzer im Werk Bozen hergestellt? Ist bekannt, ob ein Kontingent dieser Leichtpanzer auch in Syrien zum Einsatz kommt? Wie hoch lag die Iveco-Panzerproduktion im Werk Bozen?“
Die jeweilige Antwort von Landeshauptmann Arno Kompatscher: „Die Landesregierung verfügt nicht über diese Informationen.“
„Dass die Landesregierung hier nichts angibt, ist befremdend. Iveco ist vom Land vielfach unterstützt worden und sollte hierzu schon befragt werden bzw. hätte die Verantwortung, Infos rauszurücken“, kommentiert Hans Heiss die ernüchternde Antwort des Landeshauptmannes.
Eine Internet-Recherche zum Thema Iveco-Leichtpanzer in Syrien liefert gar einige Treffer – darunter Artikel, Fotos und Diskussionsbeiträge.
So berichtete etwa das Medium „Russia Beyond The Headlines“ Ende Januar 2016 auf seiner Homepage ausführlich über die Fortführung des Kaufs von Iveco-Panzerfahrzeugen vonseiten Russlands, was aufgrund eines frühzeitigen Vertragsabschlusses trotz der EU-Sanktionen gegen Russland möglich sei. Bei „Russia Beyond The Headlines“ handelt es sich um ein international präsentes Medium, das von der russischen Tageszeitung „Rossijskaja Gaseta“ finanziert wird. „Rossijskaja Gaseta“ wiederum ist das offizielle Amtsblatt der russischen Regierung.
Im Artikel schreibt „Russia Beyond The Headlines“ unter anderem, dass die italienischen LMV’s im Syrien-Konflikt eingesetzt werden. Zahlreiche Fotos würden zeigen, wie russische Soldaten in Syrien neben einem der Fahrzeuge stehen und wie die Iveco-Exporte mit militärischen Konvois auf syrischen Straßen oder als Eskorte für Waffensysteme unterwegs sind. Auch Soldaten der syrischen Armee würden sich gerne vor den Militärfahrzeugen fotografieren lassen.
Im Artikel heißt es weiters, dass laut dem Jahresbericht jener Firma, die die Fahrzeuge ankauft, im Jahr 2014 insgesamt 81 Montagesätze des Iveco LMV nach Russland importiert wurden. 2015 sollen es 94 Montagesätze gewesen sein, wie auch andere Medien berichten.
In russisch-militärischen Diskussionsforen wird der Iveco LMV übrigens als hervorragendes Fahrzeug beschrieben. Es habe sich in den verschiedenen Einsatzregionen bewährt und biete gegenüber Fahrzeugen anderer Hersteller Vorteile.
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