Operierte Bäume
Im vergangenen Frühjahr wurden in Südtirol an die 1600 Edelkastanienbäume in Südtirol saniert. Warum die Edelkastanie gefährdet ist.
Wenn nun bald Esskastanien geerntet werden, ist dies auch einem Programm der Forstverwaltung zur Sanierung der Kastanienbäume zu verdanken.
Im vergangenen Frühjahr wurden an die 1600 Edelkastanienbäume in Südtirol saniert. Nächstes Jahr sollen es etwa gleich viele sein. „Grundsätzlich“, unterstreicht Landesforstdirektor Paul Profanter, „gibt die Landesverwaltung durch ihre Hilfe den Anstoß, bestimmte Maßnahmen durchzuführen; vor allem aber muss das Interesse des Eigentümers der Edelkastanienbäume vorhanden sein – die Landesverwaltung kann dies auch in Zukunft nicht mehr ausschließlich mit Eigenmitteln bewältigen“.
Die Ausgaben der Landesverwaltung für diese Sanierungsarbeiten betrugen insgesamt knapp 92.000 Euro; weitere 32.000 Euro wurden von den Kastanienbauern, den Nutznießern dieser Sanierungsarbeiten, aufgebracht. Ein ähnlicher Geldbetrag ist auch für das Arbeitsprogramm in diesem Winter notwendig; Interessierte können sich bei der zuständigen Forststation melden.
Die Landesverwaltung unterstützt das Programm zur Förderung der Edelkastanie zudem durch die Produktion von durchschnittlich 1500 veredelten Kastanien-Jungbäumen in den Landesforstgärten, die zu einem Vorzugspreis von zehn Euro an die Kastanienbauern abgegeben werden.
Die Edelkastanie ist in Südtirol weit verbreitet. Ihr Vorkommen reicht in den Vinschgau bis oberhalb Schlanders hinauf und im Eisacktal bis nach Brixen. Traditionell werden veredelte Pflanzen seit vielen Jahrhunderten zur Fruchtproduktion angebaut; sie sind zu einem landschaftsprägenden Element geworden und ein wesentlicher Bestandteil der Kulturlandschaft Südtirols.
Besonders gefährdet ist die Edelkastanie durch den Kastanienrindenkrebs (Endotia parasitica), eine Pilzkrankheit, die das Kambium befällt und so Pflanzenteile und ganze Pflanzen zum Absterben bringt. Andere Schadinsekten haben geringere Bedeutung. Das Auftreten der Kastaniengallwespe ist aufgrund der guten Entwicklung seines Gegenspielers Torymus sinensis wieder stark zurückgegangen und wird für die Zukunft der Edelkastanie keine besondere Gefahr mehr darstellen. Die Gallwespe verursacht jedoch nur Schäden an den Blättern.
Die an Kastanienrindenkrebs erkrankten Bäume sollen mittels gezielter chirurgischer Schnittmaßnahmen wieder an Vitalität gewinnen; so wird der Weiterbestand dieser Baumart gefördert.
Diese Schnittmaßnahmen sehen die Entfernung der erkrankten Baumteile und die Wiederherstellung einer ausgeglichenen Krone vor. Die entstandenen Wunden werden mit einem Wundverschlussmittel mit Fungizidzusatz verschlossen, um eine weitere Ansteckung zu verhindern.
Die Arbeiten werden im Spätherbst und Winter bei geringem Sporenflug durchgeführt, um die Ansteckungsgefahr durch den Kastanienrindenkrebs so gering als möglich zu halten. Geschnitten werden einzelne Bäume in unmittelbarer Nähe von landwirtschaftlichen Betrieben. Einzelbäume in den Ortschaften, die als Naturdenkmäler unetr Schutz gestellt wurden, werden hingegen vom Amt für Landschaftsökologie betreut. Die Besteigung der Bäume kann nur durch eigens ausgebildetes Personal mit der entsprechenden Schutzausrüstung erfolgen.
Die Arbeiten betreffen die Forstinspektorate Bozen 1, Bozen 2, Brixen, Schlanders und Meran. Die Anzahl der erkrankten und zu behandelnden Bäume liegt weit höher als die Anzahl derer, die durch dieses Projekt saniert werden können. Vor Beginn der Arbeiten wird von den Vertretern der Forstinspektorate ein Programm erstellt, in dem die Anzahl der zu schneidenden Bäume pro Forstinspektorat und der genaue Zeitplan festgelegt werden. Die Bauleitung wird von den Forstinspektoraten vor Ort übernommen, berichtet Herbert Pernstich vom Amt für Forstverwaltung.
Der Aufwand für die Sanierung der Bäume hängt besonders davon ab, ob bei den Schnittmaßnahmen das Kronenbild einigermaßen erhalten bleibt oder ob nur mehr Baumstummel übrig bleiben. Durch die intensive Zusammenarbeit zwischen den Baumsanierern und der Forstbehörde vor Ort konnte in den letzten Jahren ein Qualitätssprung erreicht werden, unterstreicht Herbert Pernstich.
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