Wenn die Seele leidet
4.800 Menschen in Südtirol leiden aktuell an einer schweren psychischen Störung, erste Anzeichen dafür zeigen sich oft bereits im Jugendalter.
Was ist eine Psychose? Was sind die ersten Anzeichen und wie kann man sie erkennen? Warum sind gerade junge Menschen davon betroffen? Wo gibt es Hilfe?
In einer neuen Broschüre über psychische Störungen im Jugendalter, die am Freitag offiziell vorgestellt wurde, geben das Landesamt für Krankenhäuser, der Verband „Ariadne – für die psychische Gesundheit aller“ und der psychiatrische Dienst des Gesundheitsbezirkes Bozen Antworten auf diese Fragen, schildern den Krankheitsbeginn und –verlauf und bieten eine Orientierungshilfe für Hilfesuchende.
Vorbeugung stärken, Sensibilisierungsarbeit leisten und Vorurteile abbauen
„Wir leben in einer Zeit, in denen es den Menschen so gut geht wie noch nie“, führte Gesundheitslandesrätin Martha Stocker bei der heutigen Pressekonferenz in das Thema ein, „aber es ist auch eine Zeit, in der Menschen so gefordert und beeinflusst sind wie niemals zuvor“, so die Landesrätin.
Es gebe so viele Möglichkeiten, das eigene Leben zu gestalten und gerade für junge Menschen sei es eine große Herausforderungen, sich in diesen vielen Möglichkeiten zurechtzufinden, betonte Landesrätin Stocker.
„Das Krankheitsbild der Psychose ist nicht so sehr bekannt, wir wollen ihm mit dieser Broschüre einen besonderen Platz geben und Präventions- und Sensibilisierungsarbeit leisten“, erklärte der Direktor des psychiatrischen Dienstes im Gesundheitsbezirk Bozen und Koordinator des landesweiten Dienstes für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie Andreas Conca.
„Wir wollen junge Menschen dazu animieren, rechtzeitig Hilfe zu suchen.“ In dieselbe Kerbe schlug auch der Leiter des Zentrums für psychische Gesundheit Bozen Stadt Stefano Torresani, der in seiner Stellungnahme die Bedeutung einer zeitgerechten Behandlung unterstrich, denn „häufig suchen Jugendliche zu spät Hilfe, wenn sie etwa bereits das Studium abgebrochen oder die Arbeit verloren haben.“
Die Vizepräsidentin des Vereins „Ariadne – für die psychische Gesundheit aller“ Claudia Scherlin Egger betonte bei der Pressekonferenz, dass die neue Broschüre zur Information und Prävention beitragen, aber auch Vorurteile abbauen solle. „Die Informationen richten sich an Eltern, Lehrpersonen, junge Menschen und all jene, die mit Jugendlichen zu tun haben“, erklärte Scherlin Egger. „Wenn diese über längere Zeit andere Verhaltensweisen beobachten, sollen sie aktiv werden, um schlimme Folgen abzuwenden.“ Denn erkranken könne jeder, betonte die Vizepräsidentin.
Psychose: psychische Störungen mit Beeinträchtigung der Gehirnfunktionen
Der Begriff Psychose wird für jene psychischen Störungen verwendet, die Gehirnfunktionen beeinträchtigen. Denk- und Verhaltensstörungen, Gefühlsveränderungen, Wahnvorstellungen und Realitätsverlust sind dabei die häufigsten Symptome. Werden diese ersten Anzeichen einer meist schwerwiegenderen Krankheit nicht behandelt, hat dies weitreichende Folgen für die Betroffenen:
Soziale Beziehungen werden gestört, der Freundeskreis wendet sich ab und die Lebensplanung gerät durcheinander. Wenden sich jungen Menschen erst dann an einen psychiatrischen Dienst, sind bereits schwerwiegende Folgen in psychologischen und sozialen Funktionen feststellbar.
Je früher mit einer Behandlung begonnen wird, desto eher kann eine Negativprognose der Störung ausgeschlossen werden.
Die Broschüre soll eine Hilfestellung sein, um erste Anzeichen der Psychose zu erkennen und den Mut zu finden, sich früh genug an die Fachdienste zu wenden. Die Broschüre wurde vom Landesamt für Krankenhäuser und dem Verband „Ariadne – für die Gesundheit aller“ in Zusammenarbeit mit dem psychiatrischen Dienst des Gesundheitsbezirkes Bozen erstellt.
Studenten der Fakultät für Design und Künste an der Universität Bozen unter der Leitung von Nicolò Degiorgis haben die Broschüre mit ihren künstlerischen Fotografien gestaltet.
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