Das Gassl-Torkeln
In Klausen kämpft man um die Akzeptanz des Gassltörggelens: Stadtbewohner machen gegen die viel besuchte Festreihe mobil. Zu viele Betrunkene, zu laute Musik und Fäkalien in privaten Gärten – die Klagen sind vielzählig.
von Erna Egger
Im Künstlerstädtchen wird Stimmung gemacht – und das in zweierlei Hinsicht: Zum 13. Mal hat das Organisationskomitee rund um den Tourismusverein heuer das Gassltörggelen organisiert. Acht Vereine boten bei Ständen und in Kellern an drei aufeinanderfolgenden Samstagen regionale Herbstspezialitäten sowie Genussreiches aus dem Weinkeller an. ?Das Fest hat sich mittlerweile einen Namen gemacht, in Massen strömen Einheimische und Touristen nach Klausen.
Eröffnet wurde die Festreihe heuer mit einem Festumzug am 17. September. Bis Mitternacht spielten in den Gassen verschiedene Musikgruppen auf, um 00.30 Uhr wurde der Ausschank eingestellt. In der Disco Nachtigall wurde bis in die frühen Morgenstunden weitergefeiert. Ein ähnliches Programm – dieses Mal mit Festbeginn um 13.00 Uhr und ohne Umzug – bot sich am 24. September. Am 1. Oktober wurde dann noch die 11. Törggelekönigin gekürt, danach ging man zum Feiern über. Die Plätze und Gassen in Klausen waren an allen drei Samstagen gerammelt voll.
Nach diesem Festtreiben machen jetzt aber die Anrainer mobil. „Es sind immer dieselben“, will Michael Oberpertinger, Präsident des Tourismusvereins und des Organisationskomitees, klargestellt haben. Viele Betrunkene sollen durch lautes Geschrei und Gegröle die Nachtruhe gestört haben, besonders Jugendliche sollen sich verausgabt haben.
Große Lärmbelästigung durch die Musik und zerbrochene Gläser: Die Klagen sind vielzählig. Einige private Hausbesitzer behaupten sogar, dass in ihren Gärten uriniert, Fäkalien und Erbrochenes zurückgelassen wurde. Oberpertinger kontert: „So sauber wie heuer, war die Stadt noch nie, auch zerbrochene Gläser fanden sich nicht.“
Er räumt jedoch ein: „Es kann sein, dass mehrere Personen außerhalb der Toiletten uriniert und sich übergeben haben. Aber das ist darauf zurückzuführen, dass es heuer sehr warm war und die Besucher Bier zum Durststillen getrunken haben. Dass jedoch die Anzahl der Betrunkenen zugenommen hat, stimmt im Vergleich zu anderen Jahren nicht. Auch trifft es nicht zu, dass es bei uns schlimmer zugeht, als bei anderen derartigen Veranstaltungen – im Gegenteil.“
Um die Gemüter zu beruhigen, hat das Organisationskomitee bei der letzten Festveranstaltung die Sperrstunde um eine halbe Stunde vorverlegt: Um 23.30 Uhr hörten die Musikgruppen auf, zu spielen, um Mitternacht war Ausschankschluss.
Trotzdem: Auch diese Maßnahme trug wenig dazu bei, die erzürnten Stadtbewohner zu beruhigen. Im Gegenteil: Auch nach der letzten Auflage hagelt es vermehrt heftigen Protest.
Die Stadtbevölkerung hat mittlerweile generell ein Problem mit den vielzähligen Veranstaltungen in den Gassen: Um das Künstlerstädtchen zu beleben, wurden in den letzten Jahren zahlreiche Events ins Leben gerufen – mit Erfolg. Fast jedes Wochenende lädt Klausen zu einer anderen Festreihe ein.
Oberpertinger gibt zu bedenken: „Von allen diesen Veranstaltungen profitieren sowohl die Kaufleute,
Handwerker, als auch die Gastronomie und die Bauern, die die Produkte liefern. Man muss beide Seiten sehen“, fordert er.
Er verweist auf die Vereine: „Die Musikkapelle finanziert beispielsweise mit den Einnahmen beim Gassltörggelen die Jugendkapellen. Wenn die Musikkapelle dieses Geld nicht mehr zur Verfügung hat, dann müssen wieder die Eltern und die Gemeinde tiefer in die Tasche greifen.“
Mittlerweile befürchten einige, dass das Gassltörggelen aufgrund der Kritik keine Zukunft hat. Oberpertinger sieht diese Gefahr nicht: „Das Gassltörggelen wird es sicherlich auch noch in den nächsten Jahre geben, Klausen ist durch diese Veranstaltung im deutschsprachigen Raum bekannt geworden.“
Aber man ist sich bewusst: Man muss Maßnahmen treffen. „Wir werden das Fest komplett umgestalten. Über die Art und Weise möchte ich aber noch keine Auskunft geben“, kündigt Oberpertinger an.
Er betont: Die Umgestaltung des Festes erfolgt nicht auf Druck der Bevölkerung: „Es sind immer dieselben paar Leute, die schreien und kritisieren, und diese tun es das ganze Jahr über. Schon vor zwei Jahren haben wir über Änderungen diskutiert, diese wollen wir nächstes Jahr umsetzen“, so der OK-Chef.
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