Minister in Bozen
Der Besuch von Arbeitsminister Giuliano Poletti in Bozen: Es wurde über Südtirols Arbeitssicherheitsnormen und über die Aufstockung der Arbeitszeiten für Lehrlinge gesprochen.
Die Geschäftsleitung der Fercam AG hat am Montag den italienischen Arbeitsminister Giuliano Poletti empfangen, um ihm unter anderem das Südtiroler Modell der dualen Lehrlingsausbildung näherzubringen.
Zum Empfang geladen waren auch Arbeitslandesrätin Martha Stocker und Landeshauptmann Arno Kompatscher.
Die Landesrätin und der Landeshauptmann erläuterten dem Minister die jüngste Südtiroler Regelung zur Arbeitssicherheit, die nur formell weniger streng sei als die staatliche, nicht aber auf inhaltlicher Ebene.
„Es geht uns darum, die Unternehmen und ihre Mitarbeiter für das Thema Sicherheit zu sensibilisieren und eine Kultur der Prävention von Unfällen zu fördern – und nicht formelle Fehler in der Dokumentation zu bestrafen. Wer rein formelle Fehler begeht, soll etwas Zeit bekommen, diese in Ordnung zu bringen, bevor eine Strafe fällig wird“, sagte der Landeshauptmann zu Minister Poletti. Als Grenzland sei es wichtig, Unternehmen nicht unnötig zu bestrafen, weil Südtirol im Wettbewerb zu anderen Wirtschaftsstandorten stehe.
Landesrätin Stocker unterstrich zudem, dass sich die Südtiroler Normen zugunsten der Arbeitssicherheit an die europäischen Richtlinien anlehnten, während die italienischen Normen strenger seien. Aus diesem Grunde hat der Ministerrat die Südtiroler Normen kürzlich vor dem Verfassungsgericht angefochten. „Minister Poletti hat mir zugesagt, dass er sich unser Gesetz nochmals ansehen will“, betont die Arbeitslandesrätin im Anschluss an das Treffen. „Er ist der Meinung, dass sich auch Italien an Europas Richtlinien halten und nicht übers Ziel hinausschießen sollte. Eine weitere Möglichkeit sieht der Minister darin, uns unsere Regelung in einer Testphase ausprobieren zu lassen, um sie dann, falls sie sich bewährt, eventuell auch auf die staatliche Ebene zu übertragen.“
Wochenstunden bei Lehrlingen
Ein weiteres Thema der gemeinsamen Gespräche betraf einen Änderungsvorschlag der staatlichen Normen zum Lehrlingswesen. Diese sehen nämlich vor, dass Lehrlinge, die neben der Arbeit periodisch Blockunterricht besuchen, maximal 35 Wochenstunden und sieben Stunden am Tag arbeiten dürfen.
Der Landeshauptmann unterstrich, dass es weder förderlich noch sinnvoll sei, dass Lehrlinge, die beispielsweise auf externen Baustellen tätig sind, eine Stunde früher die Arbeit niederlegten.
Das Land Südtirol habe deshalb einen Änderungsantrag zum staatlichen Gesetz vorbereitet, der Südtirol die 40-Stunden-Woche für Lehrlinge einräumt.
„Es gibt genügend Regeln zum Schutz des Arbeitnehmers, als dass man diese noch zusätzlich verschärfen sollte. Denn damit würden wir am reellen Arbeitsmarkt vorbei planen“ unterstrich der Landeshauptmann gegenüber Poletti. Auch die Region Lombardei habe schließlich bemängelt, dass die allzu strenge Regelung den erfolgreichen Start des Modells zur dualen Lehrlingsausbildung unnötig beeinträchtigt habe.
„Minister Poletti hat eingeräumt, dass sich Südtirol die besten Erfahrungen mit Lehrlingsausbildung angeeignet hat. Er will sich deshalb auch diesen Punkt nochmals ansehen“, sagt der Landeshauptmann.
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