Droge im Knallzucker?
Eine per WhatsApp verschickte Rundmeldung verunsichert in diesen Tagen Schüler und Eltern. Gewarnt wird vor einer als Brausepulver verpackten Droge. Was Forum Prävention, Schulamt und Suchtfahnder dazu sagen.
von Karin Gamper
Die Warnung macht seit Tagen auf WhatsApp die Runde und wird von Schülern und Eltern sehr ernst genommen.
„Achtung. Schützt unsere Schüler“ steht da auf einem DIN A4-Blatt ober einem Bild bunter Knallzuckerpäckchen der Marke „Pop Rocks“. In dem Warnschreiben steht:
„Es gibt leider wieder einmal eine neue Droge auf dem Markt. Das Gefährliche daran ist, dass sie aussieht wie ein Brausepulver. Bei diesem Pulver handelt es sich um Cristal Meth mit verschiedenen Geschmacksrichtungen (Erdbeere, Wassermelone etc.) Diese Droge macht nach der ersten Einnahme sofort abhängig und kann tödlich sein“.
Auch Peter Koler, selbst Vater, hat diese Warnmeldung vor einigen Tagen per WhatsApp erhalten. Der Leiter des „Forum Prävention“ ist allerdings skeptisch: „Vorsicht ist zwar immer geboten“, sagt er, „aber ich habe in diesem Fall stark den Eindruck, dass es sich um ein Fake handelt“.
Dafür gibt es mehrere Gründe: „Erstens ist bei uns kein einziger konkreter Fall eingegangen, wonach diese Brausebonbons tatsächlich an Schüler weitergereicht wurden, zweitens sehe ich keinen Sinn dahinter, Droge als Bonbon zu verpacken und an Schüler zu verschenken, und drittens zirkuliert dieses Schreiben anonym“.
Dies sei für Drogenwarnungen absolut unüblich. Denn sowohl im Ausland wie in Italien erfolge bei einer tatsächlichen Gefahr die Warnung vor gefährlichen Drogen über die offiziellen Kanäle des Gesundheitsministeriums (siehe dazu auch eigenen Info-Kasten).
Auf Nachfrage der TAGESZEITUNG beim Deutschen Schulamt heißt es, dass dort keine Meldungen über Drogen in Brausezucker-Packungen eingegangen sind.
Aus Kreisen der Suchtmittel-Fahndung ist in Erfahrung zu bringen, dass derzeit zwar die Partydroge Ecstasy in kristalliner Form unter dem Namen „Ice“ und „Speed“ gefragt ist. Allerdings ist die Aufputschdroge nicht in bunten Knallzucker-Tüten zu haben. Außerdem wird die Droge lukrativ verkauft und nicht verschenkt.
Meldungen über an Schüler verteilte Knallzucker-Packungen sind nicht bekannt.
Was tun also als besorgtes Elternteil? Am besten ist wohl, man setzt auf Aufklärung – und gibt seinem Nachwuchs den guten Rat, den man selbst schon als Kind fürs Leben mitbekommen hat: nimm niemals etwas von einem Fremden an.
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