„Nicht immer läuft alles glatt“
Höhen und Tiefen hat Helmut Zingerle, Leiter des Bad Bachgarts, im Therapiezentrum in Rodeneck in den vergangenen 15 Jahren erlebt. Zingerle über die Veränderungen, die bevorstehenden Projekte und die Bereiche, in denen Nachholbedarf herrscht.
Tageszeitung: Herr Zingerle, 15 Jahre Bad Bachgart: Waren Sie mit Ihrem Beruf immer glücklich?
Helmut Zingerle: (lacht) Natürlich läuft nicht immer alles glatt. Aber seit meiner Gymnasialzeit war für mich klar, dass ich diesen Beruf ausüben möchte. Trotzdem muss man immer wieder einige Schwierigkeiten aushalten. Am Beruf selbst habe ich jedoch nie gezweifelt.
Welche waren die größten Herausforderungen?
Vor ich nach Bad Bachgart gekommen bin, habe ich 17 Jahre eine ähnliche Tätigkeit ausgeübt. Der Unterschied war, dass wir hier mit einem neuen Konzept von Null gestartet sind. Dieses Konzept umzusetzen und auch Zweifel von psychiatrischen Berufskollegen rundherum aus dem Weg zu räumen, war die schwierigste Phase. Inzwischen gibt es eine gute Zusammenarbeit und eine optimale Netzwerkarbeit. Aber bis es soweit war, war es recht mühsam.
Was ist für Sie belastend?
Nach wie vor spielt die Stigmatisierung von Suchtkranken oder psychisch Kranken eine große Rolle. Manch einer traut sich oft lange Zeit nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen, weil er sich vor den Reaktionen der Umgebung fürchtet. Das finde ich schade. Obwohl jeder von uns in seinem Umfeld jemanden mit einem ähnlichen Problem hat, wird manchmal trotzdem mit dem Finger auf Leute gezeigt. Das ist irgendwie belastend.
Welche sind Ihre großen Erfolgserlebnisse?
Es gibt mehrere, Gott sei Dank. Eine Patientin hatte eine Konversionssymptomatik, sie hatte eine körperliche Funktionsstörung und konnte nicht mehr gehen, aber es gab keine organischen Ursachen. Plötzlich, im Rahmen des therapeutischen Reitens, ist sie wie Lazerus wieder auferstanden und konnte wieder laufen. Solche und ähnliche Geschichten gibt es mehrere.
Gibt es auch Fälle, denen Sie nicht helfen konnten…
Ja, wenn jemand an seiner Krankheit stirbt, dann hinterlässt das in unserem Team Spuren. In diesen Fällen kommen oft Zweifel auf, es wird hinterfragt, ob wir noch etwas tun oder anderes ausprobieren hätten können.
Interview: Erna Egger
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