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Max Leitner hat am Freitag das Gefängnis verlassen können. Der Ausbrecherkönig darf seine Reststrafe im Hausarrest in Elvas absitzen.
von Artur Oberhofer
Es war am Donnerstag kurz nach 20.00 Uhr, als sich Max Leitner telefonisch bei seinem Bruder Luis in Elvas meldete. „Der Max war ganz aus dem Häuschen“, berichtet der Bruder.
Wie die TAGESZEITUNG exklusiv berichtete, hat ein Richtersenat am Überwachungsgericht in Bologna einem Antrag der Verteidigerinnen von Max Leitner, Chiara Rizzo und Laura Asti, stattgegeben und die Überstellung des Ausbrecherkönigs in den Hausarrest verfügt. Aus Gesundheitsgründen.
Für den inzwischen 58 Jahre alten Ausbrecherkönig geht damit ein jahrzehntelanger Alptraum zu Ende. Fast die Hälfte seines bisherigen Lebens – über 26 Jahre – hat Max Leitner im Gefängnis verbracht.
Als Max Leitner am Donnerstagabend über den positiven Ausgang des Verfahrens am Überwachungsgericht informiert wurde, wollte er die gute Nachricht zunächst gar nicht glauben. „Er hat befürchtet, dass sich noch irgendein Richter oder irgendeine Instanz querstellen könnte“, berichtet Leitners Bruder.
Luis Leitner erzählt:
„Der Max hatte so eine Riesenfreude! Er sagte: ,Luis, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie ich mich freue, endlich frei zu sein!’ Er sagte, er finde keine Worte, um seine Freude zu beschreiben.“
Am späten Freitagvormittag ist Luis Leitner im Auto nach Bologna gereist, um seinen Bruder Max in der Justizvollzugsanstalt in der Via del Gomito 2 abzuholen und nach Hause zu bringen. Den Hausarrest darf Max Leitner in der Wohnung seiner im Juli 2015 verstorbenen Mutter in Elvas abbüßen. „Schade“, bedauert Luis Leitner, „dass die Mama das nicht mehr miterleben konnte.“
Noch ist nicht bekannt, welche Auflagen Max Leitner erfüllen muss. Seine Anwältin Chiaro Rizzo erklärte gegenüber der TAGESZEITUNG: Max Leitner dürfe das Haus sicher für einige Stunde am Tag verlassen, um beispielsweise einkaufen zu gehen.
Die Anwältin sagte außerdem: „Ich bin sicher, dass sich Max Leitner im familiären Umfeld wieder erholen und sein Leben in Griff bekommen wird.“
Max Leitner wird seine Rechnung mit der Justiz am 7. Juni 2019 beglichen haben.
Für viele Menschen in Südtirol ist es unerklärlich, warum Max Leitner viel länger im Gefängnis hat sitzen müssen als viele verurteilte Mörder. Klar ist: Durch seine Gefängnisausbrüche hat Max Leitner die Justizverwaltung lächerlich gemacht – was bestimmt dazu beigetragen hat, dass ihm keine Vorzugsschiene ausgelegt wurde.
Andererseits war Max Leitner auch selbst seines Unglückes Schmied. Wäre er nicht immer aus dem Gefängnis ausgebrochen, hätte er seine Strafe längst abgebüßt.
Am Freitagabend ist Max Leitner in sein Heimathaus zurückgekehrt. „In den nächsten Tagen“, so verrät Bruder Luis Leitner, „werden wir ein Fest steigen lassen.“
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