„Es triumphiert das Präkariat“
Weniger Arbeitsverträge, mehr Voucher: Die Gewerkschaft UIL-SGK schlägt Alarm.
Auch der Sozial- und Rentenversicherungsträger Italiens (Inps) hat inzwischen keine Zweifel mehr: mit den heuer verminderten Sozialversicherungsbeitrags-Nachlässen auf unbefristete Arbeitsverträge der Renzi-Regierung, gibt es wieder eine starke, deutliche Verminderung neuer unbefristeter Arbeitsverträge. Diese Verminderung beläuft sich auf -33,7 Prozent in den ersten sieben Monaten im laufenden Jahr 2016, im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Vorjahr, oder auf die Zahl von 382.000 weniger unbefristeten Arbeitsverträgen italienweit.
Darauf weist die Gewerkschaft UIL-SGK in einer Aussendung hin.
Die Erklärung dazu wird ebenfalls vom Sozial- und Rentenversicherungsträger Inps geliefert: die vorjährige Steigerung von unbefristeten Arbeitsverträgen war vorallem Folge der großen „Sozialabgabengeschenke“ an die Wirtschaft Italiens.
Nun scheint der Begriff Arbeit in Italien mit dem der Voucher ersetzt zu werden: 36,3 Prozent mehr Arbeitsstundengutscheine und über 83 Millionen Stunden, die in diesem Jahr mit einem Bruttobetrag von 10 Euro bezahlt wurden; dieses prekäre Einkommen gibt laut UIL-SGK zwar auch „kleines Brot“, aber es zerstöre die Hoffnungen auf eine bessere, menschenwürdige Zukunft für viele Hunderttausende Menschen. „Und die Prekarietät triumphiert leider souverän. Zudem spüren wir nun schon die negativen Auswirkungen der von der Regierung in Rom erklärten baldigen Abschaffung der Beitragsnachlässe, ohne dass eine neue Arbeitsmarkt-Strategie vorgeschlagen wird. Die Folge davon ist eine weitere Enttäuschung von Erwartungen“, meint Gewerkschafter Christian Troger.
Es solle nun sehr bald gehandelt werden. „Und zwar, indem die Nutzung der Arbeitsgutscheine (Voucher) gesetzlich eingeschränkt wird, wie die Gewerkschaften dies fordern, und zwar eine Nutzung nur für kurzfristige Gelegenheitsarbeit, die überprüf- und verfolgbar sein muss“, so Troger.
Zudem solle die Renzi-Regierung endlich zu einem projektbezogenen sozialpolitischen Austausch mit den Sozialpartnern zurückkehren, der bisher völlig gefehlt habe, um so eine Wirtschafts- und Sozialpolitik zu verwirklichen, die auf breitem gesellschaftlichen Konsens beruhe, die Italien dringend nötig habe. Und in Südtirol solle dem stark gestiegenen Problem der über 50-jährigen Langzeitarbeitslosen mittels gezielter Projekte entgegnet werden.
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