„Die Freude war riesig“
Der Mühlbacher Simon Martinello arbeitet für den weltbekannten Sportmediziner Müller Wohlfahrt. Seine größte Aufgabe: Usain Bolt fit für Olympia zu machen.
TAGESZEITUNG: Herr Martinello, Sie arbeiten für den wohl bekanntesten Sportmediziner der Welt, Dr. Müller Wohlfahrt. Wie kam es dazu?
Simon Martinello: Ein Physiotherapeut hat mich dort empfohlen, weil ein Sportwissenschaftler gesucht wurde. Ich musste dann ein ganz normales Aufnahmeverfahren durchlaufen – schlussendlich wurde ich eingestellt. Sicherlich haben auch meine Leistungen als Fitnesstrainer des FC Bayern München Junior Team dazu beigetragen.
Wie haben Sie reagiert, als Ihnen die Aufgabe zugeteilt wurde, Usain Bolt zu trainieren?
Natürlich war ich sofort begeistert und sehr erfreut, dass mir diese große Aufgabe gegeben wurde. Auf der anderen Seite war mir bewusst, dass es eine riesige Verantwortung mit sich bringt: Mit einem solchen Weltklasse-Athleten darf man sich keine Fehler erlauben. Glücklicherweise hat alles hervorragend geklappt – und Usain Bolt konnte drei Goldmedaillen gewinnen.
Würden Sie sagen, dass die Goldmedaillen auch Ihr Verdienst sind?
Die Goldmedaillen sind hauptsächlich das Verdienst von Bolt und seinem Trainingsteam in Jamaika, mit dem er bereits seit 20 Jahren zusammenarbeitet. Mein Anteil daran ist nur sehr, sehr klein: Um auf solche Leistungen zu kommen, reichen vier Wochen nicht aus. Man muss sehr lange daran arbeiten, es erfordert hartes Training und viel Disziplin.
Wie haben Sie Bolt in dieser Zeit trainiert?
Meine Aufgabe war es, ein Aufbautraining zu machen, da Bolt gerade eine längere Verletzungspause einlegen musste. Wir arbeiteten vor allem am Sprunggelenk, wo er seine Verletzung hatte. Gleichzeitig erstellte ich ihm einen präventiven Trainingsplan aufgrund seiner Rückenprobleme, den er auch heute noch gewissenhaft erledigt – zumindest hoffe ich es. Ich arbeitete mit ihm vier Wochen lang zusammen, davon knapp drei Wochen in München und eine Woche in Jamaika.
Welchen anderen bekannten Athleten haben Sie bis jetzt trainiert?
Ich trainiere vor allem Einzelsportler, aber auch sehr viele Personen, die nicht im Profisport tätig sind. Den Tischtennisspieler Dimitrij Ovtcharov trainiere ich regelmäßig, ich bin mittlerweile sein persönlicher Fitnesstrainer. Bastian Schweinsteiger habe ich auf die Europameisterschaft vorbereitet. Auch die kenianische Olympiasiegerin Vivian Cheruiyot oder den 400-Meter-Weltrekordhalter Wayde van Niekerk habe ich trainiert. Vereinzelt kommen auch Fußballer wie Gianluca Gaudino zu mir.
Wie haben Sie die Zeit in Rio de Janeiro verbracht?
Grundsätzlich war ich mit einem guten Freund in Rio, um dort Urlaub zu machen. Aber der Hauptgrund war natürlich, die von mir betreuten Athleten zu verfolgen. Ich habe es mir nicht entgehen lassen, sie aktiv anzufeuern, um meine Unterstützung zu zeigen.
Was war Ihr schönstes Erlebnis während der Olympischen Spiele?
Der Moment, in dem Usain Bolt die Goldmedaille auf 100 Meter gewonnen hat. Ich war im Stadion und als er uns zugejubelt hat, war die Freude natürlich riesig. Ich konnte leider nur diese Goldmedaille live miterleben. Der zweitschönste Moment war, als ich das erste Mal auf einem Surfbrett gestanden bin. (lacht)
Sie wohnen und arbeiten in München. Wie häufig kommen Sie noch heim nach Mühlbach?
Leider nicht sehr oft. Ich versuche, so oft wie möglich nach Hause zu kommen und meine Familie, vor allem meine Schwestern und meine Mutter, und Freunde zu besuchen.
Wie wird es mit Ihrer Karriere weitergehen?
So wie bisher, hoffentlich. Ich versuche, mich persönlich immer weiter zu entwickeln und mir die nötige Erfahrung zu holen, die in meinem Beruf notwendig ist.
Interview: Daron Irsara
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