Wie versext ist Südtirol?
Aaron Mayr aus Eppan ist der Gründer des ersten Südtiroler Online-Sexshop. Im Interview erklärt er, wie man prüde Menschen überzeugen kann – und welche die verrücktesten Sexspielzeug-Bestellungen sind.
Tageszeitung: Herr Mayr, wie sind Sie auf die Idee gekommen, den ersten Südtiroler Online-Sexshop zu eröffnen?
Aaron Mayr: Ich hatte vorher schon einen Onlineshop für T-Shirts. Als ich dann auch für Frauen was machen wollte, fielen mir Dessous ein und dann war es wie ein Gedankenblitz. Ein Sexshop sollte es werden. Ich habe mich gleich in die Arbeit gestürzt und mittlerweile sind wir schon stolze zwei Jahre alt.
Erklären Sie uns bitte das Prinzip Ihrer Seite?
Wenn man auf unseren Onlineshop stößt, findet man sofort auf der Startseite die wichtigsten Kategorien inklusive Produktübersicht. Mittlerweile zählen bis zu 13.000 Artikel zu unserem Sortiment. Es gibt auch die Möglichkeit sich mit Facebook anzumelden. Wir verpacken unsere Sex-Spielzeuge immer sehr diskret.
Wieso braucht Südtirol einen Online-Sexshop?
Südtirol braucht einen Online-Sexshop, weil die Südtiroler in diesem Bereich noch nicht offen genug sind, aber das Interesse definitiv da ist. Die Hemmschwelle bei den so genannten Homepartys ist höher als bei uns online zu bestellen. Bei uns ist man anonym und sicher und bekommt einen guten, schnellen und diskreten Service.
Was sind Homepartys?
Erotikhersteller werden von Hausbesitzern eingeladen, um dann einen Verkaufsabend durchzuführen. Mit Vorstellung der Produkte – aber immer nur im kleinen Kreis.
Erotikartikel haftet immer noch ein Schmuddel-Image an …
Dieses Image wird der Zeit nicht mehr gerecht. Wir sind im Jahr 2016 – wir sind also sexuell frei – würde ich mal hoffen. Wir leben in einer toleranten Gesellschaft.
Wie reagieren die Leute im Arbeitsalltag auf Sie?
Die Leute interessieren sich für unsere Produkte und sprechen mich auch auf der Straße an. Manche sind überrascht, finden es aber letztendlich interessant. Im Großen und Ganzen wird meine Arbeit akzeptiert.
Wie viel Risiko geht man ein, um einen Onlineshop zu gründen?
Die Risiken sind meiner Meinung nach verschieden. Ein Onlineshop zu gründen ist an sich nicht die größte Herausforderung. Mehr geht es darum, wie viel Zeit man nach dem Online-Start in sein Projekt steckt. Wie für alles muss man auch hier für seinen Erfolg hart arbeiten.
Glauben Sie, wenn die Südtiroler Innen Sexartikel online bestellen können, wird dadurch die Hemmschwelle gelöst?
Natürlich. Ich glaube, viele Menschen möchten gerne von Zuhause aus ruhig und allein bestellen – diesem Wunsch wird man nur gerecht, indem man alles online anbietet.
Ist Südtirol zu prüde?
Das kann man so nicht sagen. Es wirkt zwar immer so, aber sicher ist es für viele ein Problem, öffentlich in einem Erotik-Onlineshop einzukaufen – aus Angst, von jemandem erkannt zu werden. Denn wie wir alle wissen, ist Südtirol ein großes Dorf, wo fast jeder jeden kennt.
Also ist Südtiroler viel „versexter“, als wir alle glauben?
Absolut. Dafür braucht sich auch niemand zu schämen. Viele SüdtirolerInnen bestellen online Sexspielzeug, um ihr Liebesspiel erweitern zu können. Das steht jedem zu.
Welche Bestellungen waren die verrücktesten?
Hartes Sadomaso-Spielzeug. Wobei das Wort „Spielzeug“ nicht mehr zutrifft (lacht). Es gibt auch verrücktes Sexspielzeug für Geburtstage und Junggesellenabschiede.
Wie schaut es mit den Männer- bzw. Frauen-Anteil bei den Bestellungen aus?
Erstaunlicherweise bestellen mehr Männer als Frauen. Es sieht so aus, als würden sehr viele Männer für ihre Frau oder Geliebte einkaufen. Somit haben wir das Südtiroler Männershopping revolutioniert – und das ist auch gut so (lacht).
Aus welchem Landesteil kommen die meisten Sex-Spielzeug-LiebhaberInnen?
Pustertal liegt sehr sehr gut im Rennen. Also treiben es wohl die Puschtra am wildesten (lacht).
Glauben Sie, dass Ihre Fan-Gemeinde größer werden wird?
Ganz bestimmt – Sex mit Spielzeug wird immer beliebter – und er wird ein großer Bestandteil unserer Gesellschaft werden. Realer Sex mit einer Roboterfrau war bis vor wenigen Jahren noch undenkbar. Mittlerweile ist das Realität. Sobald der Sexroboter preislich erschwinglich wird, wird das eine Revolution am Sex-Spielzeug-Markt auslösen. Man darf gespannt bleiben.
Interview: Roman Gasser
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