Baustopp in Schnals
Die Schnalstaler Gletscherbahnen mussten gestern den Bau einer neuen Talabfahrt und Skiverbindung nach Lauzaun einstellen. Die einstweilige Verfügung des Verwaltungsgerichts wurde von Alpenverein und Dachverband für Natur- und Umweltschutz erwirkt.
von Karin Gamper
Die Schnalstaler Gletscherbahnen AG musste die am Dienstag begonnenen Arbeiten zum Bau der neuen Talabfahrt und einer Skiverbindung nach Lazaun gestern einstellen. Der Südtiroler Alpenverein und der Dachverband für Natur- und Umweltschutz haben beim Verwaltungsgericht einen vorläufigen Baustopp beantragt und erreicht. Die Geschäftsführung der Gletscherbahnen zeigt sich darüber in einer Aussendung darüber alles anderes als erfreut und folgert: „Für die Schnalstaler Gletscherbahnen ist das Vorgehen der Kläger familien- und wirtschaftsfeindlich.“
Ziel des Bauvorhabens der Gletscherbahnen ist laut Gletscherbahnen die Beseitigung einer vom Fachplan des Landes Südtirol aufgezeigten Schwachstelle, nämlich der fehlenden Verbindung zwischen den einzelnen Skizonen: Skifahrer, die von der Gletscher- auf die Lazaun-Seite wechseln wollen oder und umgekehrt, müssen bislang die Skier abschnallen und die Strecke zu Fuß bewältigen. Zudem sei die über sieben Kilometer lange Gletscher-Talabfahrt im Schlussteil eng und steil und daher eine Schwarze Piste, was schwächere Skifahrer, vor allem Frauen und Kinder, oft vor Probleme stelle.
„Wir haben daher im Rahmen eines Gesamtkonzeptes zur Aufwertung des Skigebietes eine neue Piste als Alternative zum Schlussteil der heutigen Talabfahrt geplant sowie eine Skiverbindung über einen teils bestehenden Forstweg nach Lazaun“, erklärt Direktor Elmar Pichler Rolle.
Zunächst mussten die Schnalstaler Gletscherbahnen jedoch laut neuem Landesgesetz eine Studie zur Machbarkeit des Vorhabens einreichen (wir berichteten). Diese wurde von der Landesregierung genehmigt. Es habe dazu, so Pichler Rolle, parallel zwei behördliche Verfahren mit mehreren Lokalaugenscheinen, etlichen Sitzungen, vielen Gutachten und zahlreichen weiteren Dokumenten gegeben. Der Beschluss der Landesregierung wurde allerdings von Dachverband und Alpenverein vor dem Verwaltungsgericht angefochten.
In der Zwischenzeit ließen die Gletscherbahnen das Ausführungsprojekt erstellen, und dieses sei von allen zuständigen Ämtern positiv bewertet worden. „Das war eine rein technische und absolut keine politische Bewertung. Wir haben zudem 28 Vorschriften auferlegt bekommen, um im Gelände so achtsam wie möglich vorzugehen. Wir haben diese Auflagen erfüllt“, so Pichler Rolle.
Am Dienstag, „nach Ausfertigung der regulären Baugenehmigung durch die Gemeinde Schnals“, wie Pichler-Rolle betont, wurde mit dem Bau der Piste, der Skiverbindung sowie der Anlage zur Erzeugung von Kunstschnee begonnen. Investitionsvolumen der Gletscherbahnen: rund eine Million Euro.
„Wir haben in Schnals als größter Arbeitgeber in dem von Abwanderung bedrohten Tal sehr viel Lob und Zuspruch erfahren, daher ist die Enttäuschung jetzt groß“, erklärt der Direktor der Gletscherbahnen. Das Gericht hat neben der einstweiligen Verfügung die erste, inhaltliche Bewertung für 27. September anberaumt.
Die Natur- und Umweltschützer führten bereits in der Vergangenheit mehrere problematische Aspekte ins Feld. Neben Bedenken hinsichtlich des Landschaftsbildes am Schnalser Gletscher gab es u.a. auch Vorbehalte im Zusammenhang mit Quellfassungen, Trinkwasserschutzgebieten und Fließgewässern sowie geschützten Pflanzen- und Tierarten.
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