Der Startschuss
Zur Eröffnungskonferenz des Schuljahres trafen sich die Direktoren heute mit Landesrat Achammer, Schulamtsleiter Höllrigl und Uni-Präsident Bergmeister.
„Gegen Ende der Sommerferien rückt die Schule wieder in den Blick, falls sie einen überhaupt je ganz losgelassen hat“, mit diesen Worten begrüßte Schulamtsleiter Peter Höllrigl die Direktoren der deutschsprachigen Kindergärten, Grund-, Mittel- und Oberschulen, Berufs- und Fachschulen sowie der deutschen und ladinischen Musikschulen, die am Freitag zur Eröffnungskonferenz zum Beginn des Schuljahres 2016/17 in die Aula Magna des Gymnasiums „Walther von der Vogelweise“ in Bozen gekommen waren. Neben dem Schulamtsleiter nahm an der Tagung auch wieder Bildungslandesrat Philipp Achammer teil. Gastredner war diesmal der Präsident der Freien Universität Bozen, Konrad Bergmeister.
In seiner Ansprache, die unter dem Motto „Gemeinsam. Wirksam. Gestalten.“ stand, betonte Schulamtsleiter Höllrigl, dass es Menschen brauche, die sich für die Schule und den Kindergarten einsetzen und deshalb nicht still seien: „Daraus entsteht die Vielstimmigkeit, die ich mir wünsche. Auch wenn die Vielstimmigkeit manchmal mühsam ist und auch dissonant klingen kann und darf“, gab Höllrigl zu bedenken.
In seinen Ausführungen ging der Schulamtsleiter besonders auf das Zusammenspiel zwischen Schule und Gesellschaft sowie auf den Aspekt des Zusammenlebens ein. Dieses Zusammenleben dürfe nicht dem Zufall überlassen werden, und daher sei es notwendig, dass sich die Schule offensiv mit dem Thema der Zuwanderung in all ihren Facetten auseinandersetze.
„Gerade angesichts der immer noch ansteigenden Flüchtlingszahlen ist dies dringend notwendig“, stellte Höllrigl fest und fuhr fort: „Ich bin überzeugt: Keine Institution in unserer Gesellschaft leistet mehr für die Integration als der Kindergarten und die Schule. Es lohnt sich, gemeinsam daran zu arbeiten, denn Kindergarten und Schule erbringen mit Unterricht und Bildung fundamentale Leistungen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.“
Ist Qualität messbar?
Auch Bildungslandesrat Philipp Achammer wies auf die wichtige Bedeutung der Schule für die Gesellschaft hin. Er begann seine Rede mit einem Zitat des Neurobiologen Gerald Hüther, der behauptet: „Die Schule will immer messen. Aber das, was man messen kann, ist oft genau das, worauf es nicht ankommt.“
Laut Achammer dürfe nicht im Mittelpunkt stehen, wer die besten PISA-Ergebnisse, die meisten Abschlüsse mit der besten Punktezahl oder die höchste Schülerzahl hat, sondern dass es der Schule gelingt, den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, sich selbst zu entwickeln und zu entfalten, sie zu befähigen, ihre ganz eigenen Talente und Fähigkeiten, Schwächen und Bedürfnisse anzunehmen und daraus etwas zu machen. „Ich wünsche mir vor allem eine Jugend, die in Optimismus ihre Chancen nutzt, gerade in einer Wohlstandsregion wie Südtirol, und nicht glaubt, in Verdrängung oder Ausgrenzung eine Lösung zu sehen“, gab der Landesrat zu verstehen.
Um dies zu verwirklichen, brauche die Schule in erster Linie Anerkennung, Vertrauen und Freiräume, erklärte Achammer. Dabei sei es die Aufgabe der Bildungspolitik, „die Rahmenbedingungen zu schaffen, um vor Ort arbeiten zu können, um Instrumente für eine gute Arbeit zu haben, die draußen in der einzelnen Schulstelle auch tatsächlich ankommen.“
Die Schwerpunkte für das kommende Jahr
Als Schwerpunkte für das kommende Schuljahr zählte Landesrat Achammer mehrere Vorhaben auf.
An oberster Stelle nannte er die Reform des Mitbestimmungsgesetzes aus dem Jahr 1994. Dabei gelte es, zwischen den sehr breiten Ansprüchen der verschiedenen Gruppen nach Mitbestimmung bzw. nach mehr Mitbestimmung und dem Bedürfnis nach effizienten Entscheidungsabläufen abzuwägen. „Partizipation heißt nicht, überall dabei zu sein, sondern dort wo man dabei ist, auch etwas zu sagen zu haben“, schickte der Landesrat in diesem Zusammenhang voraus.
Ein weiterer Punkt betrifft die Reform der Lehrerausbildung. Geprägt sein soll die neue Studienordnung durch einen stärkeren praktischen, sportlichen und kreativen Ansatz sowie durch die Stärkung der Sozialkompetenz.
Geplant ist weiters ein Maßnahmenpakt Sport. Denn, so der Landesrat, „Sport und Bewegung müssen weit über den Unterricht im engeren Sinne hinaus für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen berücksichtigt werden.“
Achammer wies auch darauf hin, dass im Sinne von Gleichwertigkeit und Durchlässigkeit der Ausbildungswege nicht nur eine Stabilisierung der dualen Ausbildung notwendig sei, sondern auch neue Wege der höheren Qualifizierung von Fachkräften geschaffen werden müssen.
Abschließend nannte der Landesrat noch die Sicherung der Bildungsqualität im Kindergarten als Aspekt, der weiter zu verfolgen sei.
Pädagoginnen und Pädagogen mit Vorbildfunktion
Universitätspräsident Konrad Bergmeister ging in seinem Referat vor allem auf die universitäre Ausbildung der Pädagoginnen und Pädagogen ein. Neben den Eltern seien es gerade die Lehrpersonen, die laut Bergmeister einen prägenden Einfluss auf die Kinder und Jugendlichen ausübten.
Noch vor der Fachkompetenz sei es wichtig, dass die Pädagoginnen und Pädagogen über gute Sprachkenntnisse und Allgemeinbildung verfügen, zeigte sich Bergmeister überzeugt. Auch die Digitalisierung sei ein Aspekt, der zunehmend an Bedeutung gewinnt und das Lehren und Lernen in der Zukunft noch stärker prägen wird. „Die Universität muss variable Bildungsangebote schaffen, die schnell auf die sich ändernden Bedingungen eingehen“, unterstrich Bergmeister.
Die Freie Universität Bozen erarbeitet derzeit in Zusammenarbeit mit den Vertretern der Schulwelt und des Landes das neue Ausbildungskonzept für Pädagogen und Lehrkräfte, mit dem im akademischen Jahr 2017/18 gestartet werden soll. Wie Bergmeister berichtete, sei dieses Konzept unter anderem auf einen stärkeren Praxisbezug ausgerichtet. Außerdem sei ein Auslandssemester vorgesehen, das im Rahmen der Euregio verwirklicht werden kann. Die Universität Bozen arbeitet dabei eng mit der Universität Innsbruck und mit anderen Pädagogischen Hochschulen in Österreich zusammen.
„Daneben wird die Universität Bozen auch ein wichtiger Partner sein, wenn es um das Lifelong Learning geht“, ließ Bergmeister wissen. So sei etwa die Einrichtung einer „School of Lifelong Learning“ auf universitärer Ebene vorgesehen, die Angebote für die Grund-, Mittel- und Oberschulen, aber auch für die Musikschulen bereithält und zertifizierte Abschlüsse anbiete.
Zum Abschluss der Konferenz bedankte sich Schulamtsleiter Höllrigl noch bei den Direktoren für ihren Einsatz und Idealismus. Einen besonderen Dank sprach er jenen Direktoren aus, die in diesem Jahr in Pension gegangen sind und hieß die neuen Direktoren willkommen.
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