Stockender Verkehr
SAD-Chef Ingemar Gatterer vermutet eine jahrelange Marktbegünstigung seiner jetzigen Konkurrenten – und stiftet bei der Landtagsopposition Verwirrung.
Von Anton Rainer
Als Südtirols Landtagsabgeordnete am Dienstag aus ihrem Ferragosto-Wochenende zurückkamen, fanden sie gleich drei scharf formulierte Mails in ihrem Posteingang. Der Absender: Ingemar Gatterer, CEO des größten Südtiroler Busunternehmens SAD – und derzeit äußerst fleißiger Verfasser geharnischter Briefe.
Grund dafür ist ein Beschluss der Landesregierung, die entschieden hatte, Unteraufträge von Bus-Konzessionären nach neuen Richtlinien zu vergeben. Vorrang haben künftig Unternehmen, die ihre Busse mit öffentlichen Zuschüssen angekauft haben. Ingemar Gatterer hat diesen Beschluss, der die Konkurrenten Silbernagl und Pizzinini (Libus) laut SAD bevorzugt, bereits in der Vergangenheit scharf kritisiert – und „drohte“ Mitte letzter Woche mit dem Ankauf 65 neuer Linienbusse auf eigene Faust und Rechnung. (die TAGESZEITUNG berichtete)
Am Dienstag legte Gatterer noch einmal nach: In einem Brief, der an LH Arno Kompatscher, LR Florian Mussner, Günther Burger vom Amt für Mobilität und alle Parteien des Landtags versandt wurde, fordert der SAD-Chef „Akteneinsicht zu den Kaufmaßnahmen von neuen Linienbussen in den vergangenen Jahren.“
Denn: Gatterer hat nachgerechnet. „Libus verrichtet auf den eigenen Konzessionsdiensten jährlich 8,8 Millionen Kilometer und hält 198 Linienbusse.“ Die SAD dagegen erledige knapp 17 Millionen Kilometer mit nur 273 Linienbussen (anstelle der aus den Kilometern errechneten 382 Bussen).
Die logische Rechnung: Entweder wurden bei der Zuteilung von Bussen an SAD „Fehler gemacht“ oder seine Konkurrenz sei „unwirtschaftlich organisiert.“ Um das zu klären, bittet Gatterer „die Landesregierung und das parlamentarische Organ, den Vorfall gemeinsam mit der SAD AG zu prüfen.“
Eine verwirrende Ausgangslage, die auch bei Südtirols Abgeordneten für Stirnrunzeln sorgt: „Ich schlage vor, neben den Verantwortlichen der Landesregierung und der Landesverwaltung auch die Vertreter der größten Linienkonzessionäre und der STA anzuhören“, bittet Andreas Pöder von der BürgerUnion – je nach Wunsch auch öffentlich.“
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