Die Pragser Blechlawine
Hochbetrieb am Pragser Wildsee. Referent Hubert Appenbichler ist zurückgetreten, weil er eine Beteiligung für die öffentliche Hand einforderte, aber sich nicht durchsetzen konnte. Heute fühlt er sich bestätigt.
von Silke Hinterwaldner
Ferragosto am Pragser Wildsee: Eine endlos erscheinende Blechlawine zieht sich hin bis zum See, neue und alte Parkplätze sind überfüllt, unzählige Tagestouristen wandern den Rundweg am See entlang. Ein entspannter Ausflug sieht für die meisten Menschen anders aus.
„Heute“, sagt Hubert Appenbichler, „bin ich froh, dass ich einen Schlussstrich gezogen habe. Für mich gibt es momentan auch kein Zurück in die Gemeindepolitik, auch wenn sie mir manchmal zugegebenermaßen fehlt.“ Appenbichler war lange zuerst als Gemeinderat und dann ein Jahr lang als Referent in der Gemeinde Prags tätig. Aber vor rund zwei Monaten hat er seinen Rücktritt eingereicht.
Der Grund: Der Streit um den neuen Parkplatz am Pragser Wildsee, der noch lange nicht ausgestanden scheint. Nachdem für den Bau der Stellplätze in unmittelbarer Nähe zum Hotel Pragser Wildsee die notwendigen Genehmigungen fehlten, gibt es jetzt wohl auch ein rechtliches Nachspiel (die TAGESZEITUNG berichtete).
Aber das war gar nicht der Grund für Appenbichlers Rücktritt. Sein Ansinnen war es immer, dass am See zwar etwas unternommen werden muss, um der Blechlawine Herr zu werden. Aber er bestand darauf, dass die Gemeinde als öffentliche Verwaltung zumindest beteiligt werde. Jetzt aber wird der Parkplatz am See privat geführt. Die öffentliche Verwaltung muss dafür sorgen, dass der Müll entsorgt wird, aber die Einnahmen bleiben in privater Hand: Der Parkplatz wurde von der Hoteliersfamilie Heiss errichtet und wird auch von ihr geführt.
„Zumindest“, sagt Appenbichler, „hätte man eine angemessene Beteiligung der Gemeinde anstreben müssen. Aber das ist nicht passiert. Deshalb habe ich gesagt: Ich kann ja auch gehen.“ Mittlerweile wurde der Platz im Ausschuss von Meinhard Sinner nachbesetzt. Es wird weitergearbeitet.
Anfangs schien die Zusammenarbeit mit dem neuen Bürgermeister Friedrich Mittermair gut zu funktionieren. Aber dann warf der Bürgermeister seinem Referenten vor, dass er zu wenig Präsenz zeige. Als Hubert Appenbichler dann bei der Entscheidungsfindung für eine Verkehrslösung am Pragser Wildsee nicht eingebunden wurde, zog er die Reißleine. Er fühlte sich hintergangen.
„Es kann doch nicht sein“, erklärt Hubert Appenbichler, „dass die Bürger von Prags zwar mit dem vielen Verkehr und all den damit verbundenen negativen Folgen leben müssen, aber im Gegenzug nicht am Profit beteiligt werden. Schließlich muss jeder einzelne hier auch für die Müllentsorgung aufkommen. Das ist nicht fair und in meinen Augen keine sinnvolle Lösung.“
Als der Gemeindeausschuss im Frühjahr eine Entscheidung treffen musste, hielt er dem Bürgermeister noch die Stange und stimmte für den Bau des Parkplatzes in seiner heutigen Form. Auch deshalb, weil Referentin Caroline Heiss als Besitzerin des Parkplatzes nicht mitstimmen durfte und Appenbichlers Zusage deshalb unerlässlich wurde. Trotzdem reichte er kurze Zeit später seinen Rücktritt ein.
Appenbichler ist immer noch Obmann der SVP in Prags. Aber auch in diesem Gremium wird es Änderungen geben. Für den Herbst sind Neuwahlen angesetzt und Hubert Appenbichler will nicht länger an der Spitze der SVP-Ortsgruppe stehen. Höchstens eine Mitarbeit im Ausschuss kann er sich noch vorstellen.
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