Der Wrestling-Profi
Fabian Aichner lebt seinen Traum: Der 26-Jährige arbeitet seit zwei Jahren als Vollzeitwrestler. Wie der junge Pfalzner zu diesem Sport gekommen ist und welche Verletzungen er bereits auskurieren musste.
TAGESZEITUNG Online: Fabian, Sie sind Wrestler. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?
Fabian Aichner: Als ich 13 Jahre alt war, habe ich „SmackDown“ (eine US-amerikanische Wrestling-Show, Anm. d. R.) gesehen. Ich war sofort süchtig und als ich dann auch noch ein TV-Special über Rey Mysterio gesehen habe, wusste ich, dass ich genau das in meinem Leben machen möchte.
Viele wissen vielleicht nicht, dass Wrestling in erster Linie eine Show mit vorgegebenem Ausgang ist. Offen gesagt: Braucht es neben körperlichem auch Schauspiel-Training?
Beim Wrestling geht es nicht um Sieg oder Niederlage im traditionellen Sinn, sondern darum, das Publikum zu unterhalten (SIEHE VIDEO): Man muss eine emotionale Verbindung mit dem Publikum aufbauen, damit die Zuschauer hinter einem stehen. Wrestling ist wie ein Live-Action-Film.
Ernsthaft verletzt, wie beim Boxen, wird beim Wrestling aber niemand?
Wrestling ist ein sehr risikoreicher Sport. Wenn man falsch hinfällt oder nicht richtig in die Seile rennt, kann man sich leicht verletzten. Man sollte sich immer so gut wie möglich vorbereiten, weil man sich bei einem falschen Move auch das Genick brechen kann.
Haben Sie sich selbst schon einmal verletzt?
Ja (schmunzelt). Ich bin für meinen Kampfstil zwar bisher relativ verschont geblieben, aber es gab die eine oder andere Verletzung. Ich musste schon im Mund und am Kopf genäht werden, habe mir einen Zahn herausgeschlagen, einen Knöchel abgesplittert und Schienbein und Nase gebrochen.
In Amerika ist Wrestling sehr populär, bei uns weniger. Warum?
Wrestling hatte seine Ursprünge in Amerika und England. Mit „World Wrestling Entertainment“ wurde der Sport auch in Italien bekannt. Aber vielleicht braucht es in Italien einfach jemanden, der es in die WWE schafft und Wrestling ins Rampenlicht bringt. Ich möchte dieser Jemand sein.
Sie haben diverse Titel in Österreich, Deutschland und der Schweiz gewonnen. Wie schwer ist der Weg nach oben?
Dieser Weg war ziemlich schwer, weil der Sport bei uns einfach nicht so bekannt ist. Es wird einem sehr oft gesagt: „Hör auf damit, das klappt ja doch nicht.“ Ich habe aber immer gewusst, dass ich es schaffen kann, wenn ich hart dafür arbeite. Jetzt, nachdem ich für die größte Liga der Welt wrestle, im „WWE Cruiserweight Classic“-Turnier, höre ich komischerweise keine blöden Kommentare mehr (lacht).
Wie viel Training steckt hinter diesen Leistungen?
Um mich auf das „WWE CwC“ vorzubereiten, habe ich vier Stunden pro Tag mindestens sechs Tage in der Woche trainiert, weil ich das Gewichtlimit von 93 Kilogramm schaffen musste und einen Monat zuvor noch 106 Kilogramm wog. Auch damals wurde mir gesagt, dass ich es ist nicht schaffen kann. Meiner Meinung nach ist das alles nur Kopfsache – man muss nur motiviert genug sein. Das viele Trainieren hat sich bezahlt gemacht.
Wie wichtig ist der Aufbau einer eigenen Marke?
Es ist wichtig, individuell zu sein. Je individueller man ist, desto länger bleibt man den Leuten in Erinnerung. Ich bin der einzige italienische Wrestler in der WWE, mein Kampfstil ist sehr intensiv und von technischen Sachen über „High flying“ bis zu „Powermoves“ mache ich alles. Das sticht heraus.
Wurden Sie früher belächelt?
Ja, häufig. Aber niemand in Südtirol hat je versucht, ins Wrestling-Geschäft einzusteigen. Daher dachte ich mir immer: Redet ihr nur. Ich wollte meinen Weg gehen und das habe ich geschafft. Mittlerweile sind die Reaktionen aber recht gut und ich merke, dass immer mehr Leute hinter mir stehen.
Wie kamen Sie auf den Künstlernamen „Adrian Severe“?
Das Wort „severe“ bedeutet so viel wie brutal oder intensiv und wenn man einen Kampf von mir anschaut, sieht man, dass dieser Name genau zu meinem Stil passt. Adrian war meinem richtigen Namen einfach nur ähnlich.
Wie überzeugt ein Südtiroler Wrestler amerikanische Fans von sich?
Ich versuche Fans auf der ganzen Welt von meinen Fähigkeiten im Ring zu überzeugen. Ich versuche viele spektakuläre Elemente in die Kämpfe einzubauen und fliege durch die Luft oder arbeite mit den Seilen.
Können Sie von Ihrem Beruf als Wrestler leben?
Ich bin seit mehr als zwei Jahren Vollzeitwrestler und habe damit meinen Traum zu meinem Beruf gemacht. Es könnte nicht besser sein.
Leben Sie jetzt auch in den USA?
Ich befinde mich momentan sehr viel in England, Deutschland und ab und zu in den USA. Mein Ziel ist es definitiv, in den USA Fuß zu fassen. Man kann also gespannt sein, was in Zukunft passiert (lacht).
Welches Ziel verfolgen Sie?
Mein ultimatives Ziel ist es, bei Wrestlemania (der größten Wrestling-Show, Anm. d. R.) den besten Kampf zu haben.
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