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Zahnlose Tiger

BettlerBetteln ist in Bruneck zwar verboten, aber davon lassen sich Bettlerbanden nicht abschrecken. Im Gegenteil. Jetzt schwirren Bettler auch in die Dörfer aus.

von Silke Hinterwaldner

„Es wird immer schlimmer“, klagt Bernd Ausserhofer. Immer wieder wird der Freiheitliche Gemeinderat in Bruneck darauf angesprochen, dass sich die Anzahl der Bettler im gesamten Stadtgebiet erhöhe – und die Bettler immer aggressivere Methoden anwenden. Ausserhofer: „Nachdem im Stadtzentrum mehr kontrolliert wird, weichen manche Bettler auf die Dörfer aus, wo sie von Haus zu Haus gehen. So kann es nicht weitergehen.“

Jeden Tag in der Früh kommen Bettlergruppen am Bahnhof in Bruneck an. Sie reisen mit den Zügen zwischen 8.00 Uhr und 9.00 Uhr an und verteilen sich dann auf das Stadtzentrum. Die Beamten der Ortspolizei Bruneck wissen das und führen auch immer wieder Kontrollen durch. Aber das hindert die Bettlergruppen nicht, weiter ihrer Tätigkeit nachzugehen.

Ein Aufruf der Stadträte, den Bettlern kein Geld mehr zu geben, brachte bisher offenbar auch nicht den gewünschten Erfolg.

Aus dem Rathaus kam die Mitteilung an die Bürger: „Bruneck hat sich durch die große Spendenbereitschaft seiner Bürgerinnen und Bürger zu einem lohnenden Ziel für Bettler entwickelt. Wer sich durch aggressives Verhalten sein tägliches Brot ‚verdienen‘ will, ist bei uns jedoch fehl am Platz. Bitte spenden Sie an Organisationen, die konkrete Hilfe anbieten. Wir haben gut funktionierende soziale Netzwerke, die bedürftigen Menschen helfen.“

Mittlerweile wurde in Bruneck auch eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die dem Problem näher auf den Grund gehen möchte. Die Untersuchung besteht in einer Befragung der Bettler selbst: wieso sie betteln, von wo sie herkommen, wie sich die Familie zusammensetzt. In diese Befragung sind auch die Kaufleute von Bruneck involviert.

Der mit diesem Projekt beauftragte Soziologe hat jedoch erklärt, dass das Betteln grundsätzlich nicht verboten werden kann. Dieses Verbot würde gegen die europäische Menschenrechtskonvention verstoßen.

Dabei hat die Stadt Bruneck bereits ein Bettelverbot verhängt – das gilt allerdings nur für die Stadt selbst und nicht für die Fraktionen. Aber diese Verordnung hat sich mittlerweile als zahnloser Papiertiger entpuppt.

Auf eine Anfrage von Ausserhofer antwortet Stefan Haidacher, Kommandant der Ortspolizei: „Das Verbot zeigt keine Wirkung. Wir haben nur die Arbeit, stellen Strafprotokolle aus, kassieren keinen Cent der Bußgelder, da die Bettler im Ausland wohnhaft sind und eine Zwangseintreibung gegenüber solchen Personen nur mit Spesen verbunden und erfolglos ist.“

Die Bettler wissen das und kehren immer wieder nach Bruneck zurück.

 

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