Chaos in der Idylle
Der Parkplatz am Pragser Wildsee ist längst in Betrieb, aber der Streit geht weiter. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Warum die zuständige Kommission trotzdem ein positives Gutachten abgegeben hat.
von Silke Hinterwaldner
Anton Aschbacher kennt sein Geschäft. Seit vielen Jahren arbeitet er an der Spitze eines der wichtigsten Landesämter – er kontrolliert, ob sich Bauherren an die geltenden Regeln halten.
Mit dem Bau des Parkplatzes am Pragser Wildsee hat der Direktor der Abteilung Natur, Landschaft und Raumentwicklung jetzt aber ein heißes Eisen auf dem Tisch liegen, das noch längst nicht abgekühlt ist.
Aber der Reihe nach: Jeden Sommer pilgern tausende von Urlaubern an den Pragser Wildsee. Seit Terence Hill mit der Fernsehserie „Un passo dal cielo“ einen sensationellen Erfolg erlebte, explodierten auch die Besucherzahlen. Die Folge: Stau und chaotisches Parken am See und im nahe gelegenen Wald. Bürgermeister Friedrich Mittermair drängte darauf, schnell eine Lösung zu finden, um die vielen Besucher in geordnete Bahnen zu lenken.
Im September vorigen Jahres einigte man sich darauf, ein Verkehrskonzept zu erstellen, das den Ansprüchen gerecht werden sollte. Aber die Mühlen der Bürokratie mahlten in diesem Fall wohl selbst den Politikern zu langsam. Die Landesregierung erteilte deshalb ihren Ämtern die Anweisung, schnell eine provisorische Genehmigung für den Bau eines Parkplatzes auszuarbeiten.
Aber Bürgermeister Mittermair ging das nicht schnell genug. Anfang Juni wurde einfach mit dem Bau des Parkplatzes begonnen. Mittlerweile ist der Auffangparkplatz in Betrieb und leistet offensichtlich recht gute Dienste.
Das Problem ist nur: Gebaut wurde, bevor offiziell alle Genehmigungen vorlagen. Noch immer fehlt der Gemeinde die Änderung des Bauleitplanes.
Weil so etwas eine nicht akzeptable Vorgehensweise ist, ließ Abteilungsdirektor Aschbacher am 24. Juni formell ein Verfahren im Sinne von Artikel 14 des Landesgesetzes Nr. 17/1993 „Regelung des Verwaltungsverfahrens“ zur Feststellung einer Verletzung der Bestimmungen des Landesgesetzes Nr. 16/1970 „Landschaftsschutz“ und zur Verhängung der im Artikel 21 desselben vorgesehenen Maßnahmen einleiten. Vereinfacht ausgedrückt: Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft in dieser Angelegenheit. Vergangene Woche wurden die Unterlagen zu diesem Projekt in den Landesämtern beschlagnahmt.
Am Donnerstag vergangener Woche trafen sich aber auch die Mitglieder der Kommission für Natur, Landschaft und Raumentwicklung. Das Thema: Um der Anweisung der Politik schnell nachzukommen und um die kritischen Fragen rund um die Errichtung des Parkplatzes zu klären, soll ein positives Gutachten ausgearbeitet werden.
Die Fronten schienen auch bei diesem Treffen verhärtet. Schlussendlich war die Stimme von Anton Aschbacher entscheidend. Die Ausweisung der Tourismuszone wurde so im Nachhinein positiv begutachtet – wenn auch mit einigen Auflagen wie etwa der Verkleinerung der ursprünglich vorgesehenen Zone. Damit ist die Genehmigung des Parkplatzes zwar einen Schritt weiter, aber noch lange nicht abgeschlossen. Ausständig sind immer noch ein Beschluss des Gemeinderates zur Bauleitplanänderung und ein Beschluss der Landesregierung. Beides dürfte aber nur noch Formsache sein.
„Ich persönlich“, sagt Aschbacher, „habe immer die Einschätzung geteilt, dass man etwas tun muss, um zu vermeiden, dass weiterhin im Wald oder direkt am Seeufer geparkt wird.“ Aber das versprochene Gesamtkonzept dazu wurde nie vorgelegt – darin sollte unter anderem geklärt werden, wie man weiter vorgeht, sobald am See alle Parkplätze gefüllt sind.
Trotzdem wurde ein Parkplatz gebaut, der formell nicht genehmigt war.
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