„Schöner Fremder“
Vorhang auf für die 32. Ausgabe des Festivals Tanz Bozen. Am Donnerstag, 14. Juli findet die Eröffnung im Museion mit einer von beiden Kultureinrichtungen organisierten Performance-Veranstaltung im Rahmen der Eventreihe Museion Media Façade statt.
Vor dem Hintergrund der Migration, die zu einer Konstante unserer Zeit geworden ist, zieht sich das Thema Identität wie ein roter Faden durch das diesjährige Festivalprogramm. Etwa mit den beiden in Frankreich ansässigen algerischen Künstlern Rachid Ouramdane und Mehdi Meddaci, die sich bereits seit längerer Zeit mit dem Thema Verwurzelung und kulturelle Identität auseinandergesetzt haben und mit den Mitteln von Videokunst und zeitgenössischem Tanz Aspekte jener Kulturen herausarbeiten, die „im gespaltenen, multikulturellen Europa von heute unterrepräsentiert sind“ (Rachid Ouramdane).
Bereits am 14. Juli, den ersten von drei Abenden, wird einer dieser Aspekte aufgegriffen: das Rätsel, das der Körper der muslimischen Frau dem westlichen Kulturkreis aufgibt. Während der Performance tragen Marie Fonte und Lora Juodkaite, zwei der wichtigsten Interpretinnen am CCN2-Centre Chorégraphique National de Grenoble, das Ouramdane gemeinsam mit Yoann Bourgeois leitet, den Haik, ein traditionelles Gewand aus dem Maghreb, das während der Kolonialzeit in Algerien verboten war. Und während in der Passage des Museion getanzt wird, sind auf der flussseitigen Fassade des Museion Meddacis Videos zu sehen, die von großen Wasserflächen geprägt sind – einem Symbol für Trennung und Hoffnung. Nach dem Eröffnungsabend sind die beiden anderen Teile von Les yeux tournent autour du soleil am 21. und 28. Juli ab 22 Uhr zu sehen. Dabei werden die Autoren versuchen, weitere Aspekte unseres oft festgefahrenen Blicks auf die Welt ins Wanken zu bringen.
Doch wie jedes Jahr bedeutet die Eröffnung von Tanz Bozen vor allem auch ein Fest für die Bewohner der Stadt. Am Freitag wird das Publikum in den Semirurali-Park eingeladen, wo das spritzig-ironische Tanzstück 500/Cinquecento des französischen Ensembles Ke Kosa gezeigt wird (Beginn 21 h, Eintritt frei). Im Mittelpunkt der Performance im Park steht ein alter Fiat Cinquecento, der zum magischen Treffpunkt für zwei Jugendliche auf dem Weg zum Erwachsensein wird. In und um das Auto mit Kultstatus entdecken die beiden das Leben und verstricken sich in zahlreiche Abenteuer (Wiederholung am Samstag, 16. Juli im Parkhotel Holzner am Ritten, 18 h, Eintritt frei).
Am Samstag, 16. Juli findet ab 11 Uhr der traditionelle Programmpunkt Schaufenstertanz in der Museumstraße statt. Einige Stunden lang verwandeln sich dort sechs Geschäfte in kleine Bühnen, wo professionelle Interpreten und leidenschaftliche Hobbytänzer ihrer Kreativität und ihrem Können freien Lauf lassen und so die Blicke der Passanten auf sich ziehen.
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