Der Kastanien-Schädling
Der Forstschutzdienst des Landes hat gezielt Gegenspieler auf die Gallwespen angesetzt. Eine Erhebung hat nun eine unterschiedliche Ausbreitung ergeben.
Die asiatische Edelkastanien-Gallwespe Dryocosmus kuriphilus ist ein eingeschleppter Schädling der Esskastanie; erstmals in Südtirol wurde sie 2008 bei Terlan registriert, in den darauffolgenden Jahren hat sie das gesamte Verbreitungsgebiet der Edelkastanie befallen.
Die durch die Larvenentwicklung verursachte Bildung von Gallen an Trieben und Blättern beeinträchtigt bei starkem Befall die Vitalität des Baumes.
„Die wirksamste Strategie“, erklärt der stellvertretende Direktor des Landesamtes für Forstverwaltung Stefano Minerbi, „zur Eindämmung dieses Schädlings ist die Freisetzung eines natürlichen Gegenspielers, des chinesischen Parasitoiden Torymus sinensis, der ebenfalls aus dem Ursprungsort der Edelkastanien-Gallwespe stammt“.
Die Weibchen dieses Parasitoiden legen ihre Eier in die frisch gebildeten neuen Frühjahrs-Gallen an oder neben den Gallwespenlarven ab, die als Nahrung für die Torymus-Larven dienen. Der Parasitoid vernichtet also seinen Wirt.
Diese Art der biologischen Bekämpfung erfolgt seit 2010.
Über den Zeitraum von vier Jahren hat das Personal der Forststationen den chinesischen Parasitoiden Torymus sinensis an über 80 Standorten in ganz Südtirol ausgebracht. „Dieser natürliche Gegenspieler“, berichtet Minerbi, „hat sich mit unterschiedlichem Erfolg ausgebreitet: Im Eisacktal erreicht der Parasitisierungsgrad Werte über 70 Prozent und sogar 100 Prozent, sodass kaum mehr Gallen der Esskastanien-Gallwespe vorzufinden sind, wie etwa in Mühlbach, auf der Tschötscher Heide, am Ritten oder in Jenesien; im Etschtal hingegen und im Vinschgau sind bei der jüngsten Kontrolluntersuchung die Gallwespen an Kastanienbäumen noch gesichtet worden“.
Bei einer jetzt durchgeführten Kontrolluntersuchung wurden 1555 Gallen der Esskastanien-Gallwespe an 57 Standorten unter die Lupe genommen, wo der Gegenspieler Torymus sinensis zuletzt 2014 freigelassen wurde. Eine Graphik mit dem mittleren Parasitierungsgrad in den vergangenen drei Jahren findet sich im Anhang.
„Wir nehmen an, dass sich in Zukunft ein Gleichgewicht zwischen den beiden Populationen von Dryocosmus kuriphilus und Torymus sinensis einpendeln wird“, schließt Fachmann Minerbi. Witterungsbedingte Faktoren könnten dieses Gleichgewicht allerdings wieder stören.
Der Forstschutzdienst hat in den 40 Jahren seiner Tätigkeit ein landesweites Überwachungsnetz über die Waldgesundheit aufgebaut.
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