Kill Billy
Billy heißen die kostengünstigen Bücherregale, die in sehr vielen Haushalten stehen. Zu kaufen sind sie bei Ikea
Im Originaltitel bezieht sich Gunnar Vikenes Film zwar nicht auf die Bücherregale, trotzdem hatte ich die Befrüchtung, die Komödie schütte tonnenweise schlechtes Gewissen über jene, die ihre Bücher zuhause fein säuberlich in die billigen Regale eingeordnet haben. Die schräge norwegische Komödie speist sich nämlich aus einem marktwirtschaftlichen Konflikt: Ikea-Mann Ingvar Kamprad ruiniert mit seinem Möbelmarkt den traditionsreichen Qualitätsmöbelhersteller Harold. Genau gegenüber von Harolds Möbelhaus hat Kamprad ein Ikeahaus in die Landschaft gesetzt. Für das Traditionshaus bedeutet es das Aus. Obwohl Harold nicht mehr jung ist, will er es dem Ikea-Mann heimzahlen und plant dessen Entführung. So treffen zwei ältere Herren in einer ungewöhnlichen Situation aufeinander. Geschäftlich haben sie unterschiedliche Interessen und doch scheinen sie sich gefunden zu haben. Mit dabei ist auch die junge Ebba.
Genauer betrachtet erzählt der Film eine Generationengeschichte mal drei. Möbelhändler Harold hat zu seinem ungewöhnlichen Sohn Jan gar kein Verhältnis, Ebba muss sich mit ihrer völlig aus dem Ruder gelaufenen Mutter abkämpfen, und Kamprads Familienkontakte beschränken sich auf ein paar Telefonate. Er lebt für Möbel, Harold ebenfalls; Ebbas Mutter trauert ihrer Kunstturnkarriere nach.
„Kill Billy“, dessen deutscher Titel an Quentin Tarantinos Rache-Blutorgie „Kill Bill“ erinnert, ist ein sanfter Film, zwischendurch lustig, mit Tempo und mitreissender Musik und durchgehend mit schönen Bildern. Nur die Geschichte zerfranst im Lauf der Zeit. Aber für einen schrägen Abend taugt „Kill Billy“ trotz der Mängel.
Her er Harold (Kill Billy), N 2014, 95 min., Regie Gunnar Vikene mit Bjørn Sundquist, Björn Granath. Bewertung: amüsant, auch wenn die Story ausfranst.
Was es sonst noch gibt: „Tomorrow – die Welt ist voller Lösungen“, „Maggie’s Plan“ von Rebecca Miller
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