Unbekannter Treter

Der Fundort der Leiche des Obdachlosen, Tatverdächtiger Adrian Zelech

Im Mordfall Jaroslav Kohl werden drei Augenzeugen zum zweiten Mal angehört.

Die Überwachungskamera des Laurin-Parkplatzes in der Bozner Innenstadt war ununterbrochen am Laufen. Die von der Polizei sichergestellten Aufnahmen umfassen einen Zeitraum von 18 Stunden. Von 19.00 Uhr des 9. Jänner bis 13.00 Uhr des 10. Jänner dieses Jahres. Allerdings ist die Qualität des möglichen Beweismaterials im Mordfall Jaroslav Kohl eher dürftig: Durchgängig schwarz-weiß, wenig Licht und keine erkennbaren Gesichter.

Die Anwältin Christine Mussner, die den des Mordes verdächtigten 21-jährigen Polen Adrian Zelech in diesem Strafverfahren vertritt, hat allerdings eine neue Entdeckung gemacht. Auf den Aufnahmen ist zu sehen, wie eine am Boden liegende Person (das mutmaßliche Mordopfer Jaroslav Kohl) von einer zweiten Person mit Fußtritten traktiert wird.

Deshalb wurden gestern am Landesgericht drei Augenzeugen ein zweites Mal angehört, Clochards aus dem Bozner Bahnhofspark. Sie hatten bereits ausgesagt, ihr Trinkkumpane Zelech habe in jener Nacht einen heftigen Streit um Geld mit Jaroslav Kohl gehabt – und auf ihn eingetreten. Doch gestern konnten sie in der Verhandlung nicht zweifelsfrei sagen, ob es sich beim Treter auf dem Video um Zelech handelt. Ein Punktsieg für die Verteidigung.

Mit der Anhörung der Zeugen ist das Beweissicherungsverfahren abgeschlossen, nun entscheidet die Staatsanwaltschaft für eine Anklage gegen den jungen Mann aus Polen, der sich weiterhin in U-Haft im Gefängnis von Trient befindet.