Die Benzin-Abzocke
Vor einem Jahr hat sich der Landtag für eine Eindämmung der Benzinpreis-Spirale ausgesprochen. Mittlerweile kostet eine Tankfüllung Benzin und Diesel in Südtirol wieder zehn bis 20 Euro mehr als noch vor zwei Monaten.
Von Matthias Kofler
Andreas Pöder spricht von einer „Urlaubsabzocke bei den Autofahrern“. „Pünktlich zum Beginn der Reisezeit steigen in Südtirol die Benzin- und Dieselpreise wieder deutlich an“, kritisiert der Abgeordnete der BürgerUnion.
Die Zahlen und Fakten:
Diesel kostet an vielen Tankstellen wieder weit über 1,30 Euro. Auch Benzin hat die 1,50-Euro-Grenze längst durchbrochen, Diesel liegt schon wieder bei Preisen deutlich über 1,30 Euro. Das sind Preissteigerungen in nur zwei Monaten von 10 bis 15 Euro je Tankfüllung und mehr.
In Österreich und Deutschland sind die Preise vergleichsweise verhaltener angestiegen bzw. in der letzten und vorletzten Woche sogar leicht gesunken. Dort liegen die Preise 20 bis 30 Cent unter dem Südtirol-Niveau. „Die Sommerabzocke der Benzin- und Diesel-Konzerne ist besonders in Südtirol spürbar und trifft natürlich nicht nur die Reisenden, sondern auch die einheimische Bevölkerung“, ärgert sich Andreas Pöder.
Vor einem Jahr hatte der Landtag einen Antrag der BürgerUnion genehmigt, mit dem das Land von der Brennerautobahn verlangte, die Sprit-Preisspirale entlang der Autobahn einzudämmen und bei den Kartell- bzw. Wettbewerbsorganen auf Staatsebene gegen die hohen Treibstoffpreise zu intervenieren.
„Die Landesregierung muss aktiv werden, um die Kartellbehörden zum Einschreiten zu bewegen“, fordert Pöder.
Die hohen Treibstoffpreise resultieren daraus, dass der Preis bei Benzin zu 64,5 Prozent und bei Diesel zu 65 Prozent aus Steuern besteht. So leisten die Autofahrer mit jedem Tank einem Beitrag zur Abzahlung der Schulden aus dem Äthiopienkrieg von 1935 oder zur Suez-Krise im Jahre 1956.
Doch der Benzinpreis enthält noch weitere Überraschungen. So finanzieren Autofahrer weiterhin die Schäden nach der Überschwemmung von Florenz im Jahre 1966 und dem Erdbeben im Friaul 1976. Auch der Krieg im Libanon 1983 und der Bosnienkrieg 1996 werden mit den Benzinpreisen finanziert, ebenso der Ankauf von Autobussen im Jahre 2005 sowie einige weitere im Anhang aufgelistete. „Hier wird klar ersichtlich, die Bürger werden an der Nase herumgeführt. Wenn der Staat Steuern auf Benzinpreise einhebt, um ein kurzfristig auftretendes Phänomen zu finanzieren, ist dies sein Recht. Doch nach Beendigung derselben muss der Aufschlag wieder entfernt werden“, fordert Pöder.
Ärgerlich ist auch: Die Konzerne erhöhen im Sommer ihre Gewinnspanne, während die Tankstellenpächter weiterhin nur zwei bis drei Cent vom Gesamtpreis erhalten.
„Die Gewinner der Sommerabzocke sind also Staat, Land und Konzerne“, meint Pöder.
Der Abgeordnete hatte unlängst im Landtag einen Gesetzentwurf zur Senkung der Treibstoffpreise eingebracht. Die Landesregierung hat diesen Vorschlag jedoch abgelehnt.
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