„Watschn für Renzi“
Der Grillino Paul Köllensperger hat nach den Wahlsiegen in Rom und Turin Blut geleckt: „Nun können wir auch das Verfassungsreferendum gewinnen und Matteo Renzi nach Hause schicken.“
TAGESZEITUNG Online: Herr Köllensperger, haben Sie die Wahlsiege Ihrer Bewegung in Rom und Turin ordentlich gefeiert?
Paul Köllensperger: Logisch haben wir gestern (am Sonntag, A.d.R.) gefeiert. Dass wir in Rom gewonnen haben, ist super. Die Stadt zu regieren wird aber eine ziemlich harte Nuss. Man braucht sich nur anzuschauen, wie unmöglich sich der PD im Wahlkampf verhalten hat, um sich ein ungefähres Bild zu machen. Unsere Kandidatin Virginia Raggi wurde von allen anderen Parteien angefeindet.
Und in Turin?
Das ist die eigentliche Überraschung des Wahlabends. Dass Piero Fassino ausgerechnet von der Fünfsternebewegung geschlagen wurde, ist eine Ironie der Geschichte. Vor fünf Jahren hatte der Bürgermeister zu Beppe Grillo gesagt: „Wenn du schon meinst, Politik machen zu müssen, dann gründe eine Partei!“ Und gegenüber Chiara Appendino meinte Fassino: „Wenn du meinst, es besser zu können als ich, dann kandidiere doch für das Amt der Bürgermeisterin!“ Mit seinen Aussagen hat er uns irgendwie Glück gebracht (lacht).
Was sind die Gründe für den Wahlausgang?
Rom und Turin hatten ganz unterschiedliche Voraussetzungen. Rom ist eine extrem korrupte Stadt; sowohl die Mitterechts- als auch die Mittelinks-Bürgermeister haben sich ihre Finger schmutzig gemacht. Das hat uns den Wahlsieg ermöglicht. Turin hingegen ist eine innovative Stadt mit einer relativ hohen Lebensqualität. Dort wollten die Wähler eher ein Zeichen gegen das politische Establishment setzen. Zudem konnte Chiara Appendino mit ihrem wirtschaftsfreundlichen Programm bei den Unternehmern punkten. Der PD hat an Attraktivität eingebüßt. Wir konnten mit unserer jungen Kandidatin eine schöne Alternative bieten.
Hat auch der Faktor Frau zum Wahlsieg Appendinos beigetragen?
Wir brauchen keine Quoten. Chiara Appendino konnte bei den internen Vorwahlen überzeugen. Ob der Faktor Frau mit zum Sieg beigetragen hat, ist schwer zu sagen. Ich glaube aber, dass der Wunsch nach Erneuerung sehr groß ist. Wahrscheinlich hätte sich auch ein junger Mann auf unserer Liste durchsetzen können.
Wie bewerten Sie den Ausgang in den anderen Gemeinden?
Wir sind bei 20 Stichwahlen angetreten – und haben 19 davon gewonnen. Für eine junge Bewegung ist das ein überragendes Ergebnis. Nun geht es darum zu schauen, wie wir künftig auch in den Gemeinden, in denen wir heuer nicht kandidiert haben, eine Liste aufstellen können.
Welche Lehren ziehen Sie aus dem Wahlausgang für Südtirol?
Bei uns gibt es keinen Mehrheitsbonus. Ohne Partner wird es also schwierig, in Südtirol Wahlen zu gewinnen. Was mich positiv stimmt, ist die Tatsache, dass wir mit vereinten Kräften den PD schlagen konnten. Das ist ein gutes Zeichen hinsichtlich des Referendums zur Verfassungsreform im Herbst.
Wie meinen Sie das?
Es ist extrem wichtig, dass diese Reform geblockt wird. Italien würde sich sonst in einen zentralistischen Staat verwandeln. Auf Südtirols Autonomie hätte dies äußerst negative Auswirkungen.
Matteo Renzi wird dagegenhalten und sagen: „Nur um mich zu schlagen, schließt ihr einen Pakt mit dem Teufel.“ Gemeint sind Silvio Berlusconi und die Lega Nord …
Die Gemeindewahlen waren ganz klar eine Abrechnung mit Renzi. Da kann er sich nicht rausreden. Der PD konnte Mailand zwar noch knapp retten. Die Watschn ist dennoch heftig ausgefallen. Wenn wir alle an einem Strang ziehen, können wir das Referendum gewinnen und Renzi nach Hause schicken.
Mit welchen Auswirkungen?
Renzi wäre so geschwächt, dass er Neuwahlen abhalten müsste. Vielleicht treten er und Ministerin Maria Boschi freiwillig zurück. Dann hätten wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Wenn Renzi gewinnt, dann kommt es ebenfalls zu Neuwahlen. Er würde mit dem neuen Wahlgesetz 55 Prozent der Sitze in der Abgeordnetenkammer einfahren. Den Senat gäbe es dann nicht mehr. Dies müssen wir unbedingt verhindern.
Interview: Matthias Kofler
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