Sturaros Maserati
Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Massimiliano Sturaro, dem früheren Direktor des Hotel Palace, und der Schönheitschirurgin Carmen Salvatore war enger als bisher angenommen. Gelder flossen nicht nur für einen geleasten Maserati.
Von Thomas Vikoler
Die Vereinbarung war eigentlich diese: Carmen Salvatore, die Schönheitschirurgin aus Kampanien, sollte 70 Prozent der von ihr in der Beauty-Abteilung des Hotel Palace generierten Einnahmen erhalten. 30 Prozent hingegen das Hotel selbst.
Doch offenbar veränderte Salvatore das Verhältnis zu ihren Gunsten. Im Abschlussbericht der Staatsanwaltschaft zur Causa ist von einem Betrag von 1.307.391,40 Euro die Rede, um den Salvatore und der damalige Palace-Direktor Massimiliano Sturaro den Hotel-Eigentümer Pietro Tosolini betrogen hätten. Die tatsächlich kassierten Summen müssen also wesentlich höher sein.
Sturaro, der für die Stadt Meran auch einmal Präsident der Etschwerke war, erklärte gegenüber den Ermittlern stets, von den verschwundenen Inkassos aus der Beauty-Abteilung des Palace nichts gewusst zu haben. Jedenfalls in dem von Tosolini beklagten Ausmaß.
Der Abschlussbericht der Finanzwache zur Ermittlung, der der TAGESZEITUNG vorliegt, weist allerdings in eine andere Richtung. Aus diesem geht hervor, dass Sturaro in engen Geschäftsbeziehungen mit Salvatore stand. Etwa über einen Beratervertrag zwischen der Renaissance Holding Srl (Salvatore gehören 90 Prozent der Gesellschaft) und Sturaros Coges KG, abgeschlossen am 1. April 2014. Sturaro sollte die Salvatore-Firma in Bauangelegenheiten beraten. Entgelt: 500.000 Euro plus IVA pro Jahr für eine Dauer von fünf Jahren.
„Aus der Analyse der Bankdokumentation gehen keine Zahlungen zu diesem Vertrag hervor“, heißt es im Bericht der Finanzwache. Es bestehe der Verdacht, dass die Zahlungen „in bar und nicht über ein Konto“ erfolgten.
Liegt hier der Schlüssel zur Aufklärung des Krimis um das Hotel Palace?
Denn laut Bericht erhielt Sturaro (und Personen aus seinem Umfeld) von Salvatore Zahlungen und Begünstigungen stattlichen Ausmaßes. Einige Beispiele: Der im April 2014 entlassene Palace-Direktor fuhr ab 2012 einen geleasten Maserati – zum Teil bezahlt von Carmen Salvatore. Im Juli 2012 überwies eine ihrer Firmen 29.000 Euro als Anzahlung für den Leasing-Vertrag, es folgte eine weitere Zahlung von 14.000 Euro. Den Rest – 88.289,26 Euro – zahlte Sturaro schließlich aus eigener Tasche.
Dann die Geschichte mit der Wohnung am Gardasee, die Salvatores Renaissance Holding am 20. September 2013 von der Mutter Sturaros um 180.000 Euro abkaufte (Kaufpreis acht Jahre vorher: 118.000 Euro). Bis 29. Juli 2014 hatte Sturaro dort seinen Wohnsitz. Laut Finanzwache wohnte er dort, ohne Miete zu bezahlen.
Für den Ankauf eines BMW 530d des Bruders des früheren Palace-Direktors steuerte die Schönheitschirurgin hingegen knapp 7.500 Euro bei. Ein weiterer Mann, der zugunsten Salvatores im Verfahren wegen Steuerhinterziehung am Landesgericht Bologna ausgesagt hatte, wurde hingegen mit Zahlungen von 112.522 Euro bzw. den Ankauf eines PKW Smart im Wert von 23.297 Euro bedacht.
Alles Gelder, die – u.a. über ein auf Salvatore lautendes POS-Gerät – aus der Beauty-Abteilung des Palace „umgeleitet“ wurden?
Darüber wird der weitere Verlauf des Strafverfahrens gegen Salvatore und Sturaro Auskunft geben. Sturaros Anwalt Carlo Bertacchi wird demnächst eine Denkschrift beim ermittelnden Staatsanwalt Markus Mayr hinterlegen, in der er zu den Vorhaltungen Stellung nimmt.
Zu den Vorhaltungen gehören auch jene 330.000 Euro (monatlich 10.000 Euro), welche laut Aussagen des früheren Palace-Direktors zwischen März 2010 und November 2012 von der Beauty-Abteilung zu an Dominique Chenot, der Gattin von Henri Chenot flossen. Doch das Verfahren gegen Dominique Chenot wurde eingestellt.
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