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Freispruch für den Wirt

Der

Der Wirt Klaus Zöggeler

Klaus Zöggeler, Wirt der Haniger Schwaige in Tiers, ist am Landesgericht vom Vorwurf freigesprochen worden, den radfahrenden Völser Gemeindearzt Erhard Spiss verprügelt zu haben. Das Urteil zu einem skurrilen Prozess.

Von Thomas Vikoler

„Der Zeuge lügt“. Zu diesem Schluss kam bei der Verhandlung am Bozner Landesgericht jener Akteur, der das Strafverfahren mit einer Anzeige ins Rollen gebracht hatte: Erhard Spiss, Gemeindearzt von Völs.

Er war am 10. April 2013 mit seinem Fahrrad unterwegs, als er auf einer Straße in Völser Aicha gegen 20.00 Uhr von einem Autofahrer heftig attackiert wurde. Der Autofahrer stieß ihn laut Anzeige vom Fahrrad, beschimpfte und verprügelte ihn und warf das Velo in den Straßengraben. Der Arzt wurde mittelschwer verletzt und identifizierte später auf der Carabinieri-Station von Völs Klaus Zöggeler aus Völser Aicha als Aggressor. Die Ermittler hatten dem Doktor die Fotos von neun Personen vorgelegt.

Die Staatsanwaltschaft erhob, auf der Grundlage der erfolgten Wiedererkennung durch das Opfer, gegen Zöggeler Anklage wegen Körperverletzung und Beleidigung. Nach einem Prozess mit mehren Verhandlungen folgte nun das Urteil durch Richter Carlo Busato: Ein voller Freispruch für Zöggeler, weil er die ihm vorgehaltene Straftat nicht begangen hat.

„Ich wurde ungerechtfertigt beschuldigt, ich hatte nie etwas mit der Sache zu tun“, resümiert Zöggeler, Wirt der Haniger Schwaige im Rosengarten-Gebiet, zugleich erleichtert und verärgert.

Immerhin war er drei Jahre lang dem Vorwurf ausgesetzt, den Gemeindearzt verprügelt zu haben, und musste eine stattliche Summe für seine Verteidigung ausgeben.

Die Wende in diesem skurrilen Prozess brachte ein Bruder Zöggelers mit seiner Zeugenaussage. Er berichtete von einem Mann aus Tiers, der sich ihm gegenüber gebrüstet habe, den radfahrenden Doktor „weggeräumt“ zu haben. Und er gab den Namen des Mannes zu Protokoll.

Der Mann wurde am Mittwoch von einem Zeugen im Gerichtssaal auf einem Foto wiedererkannt. Der Zeuge hatte die Attacke gegen den Gemeindearzt von seinem Auto aus beobachtet und keinen Zweifel, dass nicht der Angeklagte Klaus Zöggeler, sondern der Mann aus Tiers am Tatort anwesend war (die Prügel-Aktion selbst hatte er nicht gesehen).

Doch der bei der Verhandlung anwesende Doktor und bekräftigte vor Gericht: „Der Zeuge lügt“.

Christoph Vescoli, Zöggelers Anwalt, kritisiert den Umstand, dass in diesem Prozess die Beweislast umgekehrt worden war. Eigentlich sei es Aufgabe der Anklage, die Schuld oder Nichtschuld des Angeklagten nachzuweisen. „Hier waren wir gefordert, auf den Täter hinzuweisen“, sagt der Verteidiger.

Nun ist zu sehen, ob die Staatsanwalt Berufung gegen den Freispruch einlegt oder ein Strafverfahren gegen den zweiten Wiedererkannten – den Mann aus Tiers – einleitet.

 

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