„Jazzig frei über den Brenner“
80 Konzerte, knapp 60 Schauplätze, mehr als 100 Musiker: Die 34. Ausgabe des Südtirol Jazzfestivals bringt zwei Jazzländer zusammen, die politisch gerade nicht so gut miteinander können: Österreich und Italien.
Von Heinrich Schwazer
Einst waren sie „Erbfeinde“, dann hatten sie sich eine Weile lieb, jetzt ist das gegenseitige Misstrauen wieder da. Seit Österreich mit der Idee liebäugelt, den Brenner zu schließen, weil es den Italienern nicht zutraut, den Migrationsstrom zu stoppen, ist ein diplomatischer Kabelbrand im Gang, der das gut nachbarschaftliche Verhältnis deutlich eingetrübt hat.
Hat Klaus Widmann, Präsident des Südtirol Jazzfestival, vorausgeahnt, dass Österreich und Italien wieder mehr freundschaftliche Kontakte notwendig haben könnten, als er das heurige Festival programmierte? Natürlich nicht. Der Grund, das Festival zur Begegnung zwischen Österreich und Italien zu machen, liegt im Jazz selber. Beides sind große Jazzländer mit je eigener Tradition, bislang aber haben sie voneinander kaum Notiz genommen. Welches Festival wäre dafür geeigneter als das Südtirol Jazzfestival.
„Jazzig frei über den Brenner“ geht es die heurige Ausgabe an. Schon das Eröffnungskonzert am 24. Juni mit der Formation „Kinzelbinder´s Melting Orchestra“ im Fruchthof Überetsch in Frangart ist ein Schmelztiegel zwischen Österreich und Italien. Das Konzert zwischen Apfelgroßkisten ist ein Gemeinschaftsprojekt zwischen dem in Italien lebenden Saxophonisten Dan Kinzelmann und dem österreichischen Bassisten Lukas Kranzelbinder, die sogar ihre Namen verschmolzen haben. Die mediterrane Tradition steuert das Vokaltrio Assurd bei, dazu gesellen sich slowenische Gesänge und das gute alte Wienerlied.
Bis zum Abschluss am Sonntag, 3. Juli, zieht der bunte Jazz-Tross zu knapp 60 Schauplätzen in 20 Südtiroler Gemeinden – und bringt fast 80 Konzerte und mehr ls 100 Musiker auf die Bühne. Das seit 2004 kontinuierlich ausgebaute Format, Jazz an besonderen Orten aufzuführen, ist heuer auf neue Lokalitäten erweitert worden. Erstmals gibt es auch ein Konzert im Planetarium Gummer, wo improvisierte Klänge zu den Projektionen der Sterngucke serviert werden. Neu ist auch die Wassermusik auf dem Karersee und dem Völser Weiher, wo das Publikum auf Booten und auf dem Badesteg jazzig unterhalten wird. Bein den Hüttenkonzerten scheinen heuer erstmals auch das Würzjoch und der Talschluss im Fischleintal auf.
Alle Termine und Infos unter www.suedtiroljazzfestival.com
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