„Wir sind pronto“
Nach der Legalisierung der eingetragenen Partnerschaft für Homosexuelle will der Bürgermeister von St. Christina Nägel mit Köpfen machen – und seinen langjährigen Freund „heiraten“.
Tageszeitung: Herr Demetz, gibt es schon einen Hochzeitstermin?
Moritz Demetz: Das böse Wort Hochzeit dürfen wir eigentlich nicht in den Mund nehmen. (lacht)
Pardon, für die Eintragung der Partnerschaft.
Nein, einen genauen Termin können wir noch nicht planen. Vorgesehen war der Herbst, aber es gibt ganz praktische Dinge, die noch geklärt werden müssen. Ein Standesbeamter muss wissen, was er hineinschreiben und sagen soll: „Als offizieller Standesbeamter der Republik Italien erkläre ich Sie zu…was denn?“ Ich bin sehr gespannt darauf, wie genau man das jetzt klären will.
Sie befürchten bürokratische Hürden?
Nein, das sind keine Hürden, es ist nur noch ausständig. Das Gesetz an sich ist dabei weder neu noch etwas Besonderes: Wir sind niemandem „voraus“ wir haben den Rückstand zu anderen europäischen Staaten nur ein klein wenig verringert. Italien muss das Warmwasser also nicht neu erfinden, es reicht aus, in den anderen zwölf bis dreizehn Staaten, die es bereits umgesetzt haben, etwas abzuschauen.
Warum haben Sie nicht den Weg vieler Südtiroler genommen und ihren Partner im Ausland geheiratet?
Weil das nicht möglich ist. Nur in Portugal und einem skandinavischen Staat können Nicht-Staatsbürger die Ehe schließen. Überall sonst muss mindestens ein Partner aus dem jeweiligen Land stammen.
Der Weg nach Portugal war Ihnen zu weit?
Nein, aber es hätte nichts gebracht. Welchen Sinn hat es, mich einer ausländischen Gesetzgebung inklusive aller möglicher rechtlicher Probleme zu unterwerfen, ohne dadurch irgendeinen Vorteil zu genießen? Das bringt’s einfach nicht.
Weshalb war die eingetragene Partnerschaft in Italien für Sie so wichtig?
Es geht mir nicht um Erbschaft oder Pensionen oder derartige Fragen – um all das habe ich mich schon vor langem gekümmert. Aber was passiert, wenn ich noch einmal sieben Monate im Krankenhaus lande? Wie kann ich dann absichern, dass mein Freund zu mir darf? Beim letzten Mal hatte ich das Glück, in Innsbruck zu landen, wo das kein Thema war.
Das war nicht immer so?
Der 25jährige Partner eines guten Freundes von uns ist in der Mailänder Klinik mutterseelenallein gestorben, weil man ihn nicht zu ihm hineinlassen wollte. Darum geht es mir hauptsächlich.
Diese Frage sollte durch das Partnerschafts-Gesetz geregelt sein. Was kann Italien noch tun, um anderen europäischen Ländern in Sachen Gleichstellung „voraus“ zu sein?
Dieser Zug ist schon abgefahren. In Spanien gibt es die gleichgestellte Ehe seit zehn Jahren, in Holland seit 20 Jahren – voraus werden wir nie sein. Auch deswegen können wir mit dem jetzigen Gesetz nicht zufrieden sein. Wir haben nichts bekommen, wir wurden vom Staat wirklich nicht gut behandelt.
Wie meinen Sie das?
Der Staat wurde von unserem eigenen Verfassungsgerichtshof und der EU gezwungen, etwas zu tun, er konnte gar nicht anders. In diesem Fall wäre ich noch lieber Ire, in Irland hat die Mehrheit der Bevölkerung klar die Gleichstellung der Ehe gefordert. In Irland würde ich mich willkommen fühlen, bei uns nicht.
Das Gesetz ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein?
Es ist eine Kleinigkeit, um die Leute zufriedenzustellen. Im Verlauf der Gesetzesfindung hat man genau gemerkt, dass uns niemand etwas geben will. Am Ende hat man sogar den sogenannten Treue-Paragrafen entfernt, um eine klare Grenze zur „anständigen“ heterosexuellen Ehe zu ziehen. Frei nach dem Motto: Zur Treue sind die ja ohnehin nicht fähig. Das ist Boshaftigkeit, nichts weiter. Wir nehmen natürlich, was wir kriegen können – dankbar bin ich dem Staat aber nicht.
Wann rechnen Sie damit, Ihrem Partner das Ja-Wort geben zu können?
Geplant ist ein Termin im Herbst, aber das hängt davon ab, wann wir aus Rom grünes Licht bekommen. Die Einladungen stehen und Organisieren geht schnell: Wir sind pronto.
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