Bagger aus Schabs
LVH-Präsident Gert Lanz ist sauer, weil die Arbeiten am Brennerbasistunnel nicht in Gewerke und Lose ausgeschrieben werden. Beim BBT zeigt man sich über diese Kritik äußerst verwundert.
Von Matthias Kofler
Für Gert Lanz ist es eine „Chance, die man ungenutzt verstreichen lässt“. Dem LVH-Präsidenten stößt sauer auf, dass die Arbeiten am 64 Kilometer langen Brennerbasistunnel – immerhin stolze 8,5 Milliarden Euro schwer – nicht in Lose und Gewerke ausgeschrieben werden. Dabei sei diese Möglichkeit explizit im staatlichen und auch im Landesvergabegesetz vorgesehen.
„Die Ausschreibung in Gewerke und Lose bietet auch für Kleinst-, Klein- und Mittelunternehmen die Möglichkeit, sich an solchen Großprojekten zu beteiligen“, erklärt Gert Lanz. Umso größer ist bei den Handwerkern nun die Verwunderung über die geplante Vorgehensweise bei der Ausschreibung des BBT: Auch beim letzten von der italienischen Regierung genehmigten Baulos im Gesamtwert von 1,5 Milliarden Euro ist von einer Aufteilung in Gewerke und Lose keine Spur.
Unter einer losweisen Vergabe versteht man die Aufteilung der Leistungen der Menge nach oder nach Art und Fachgebiet. Dadurch sollen kleinere Betriebe bei Großprojekten leichter zu Aufträgen kommen.
Der Brennerbasistunnel müsse als Impuls genutzt werden, kritisiert Gert Lanz. Die Aufteilung in Lose und Gewerke dürfe „nicht nur auf dem Papier existieren“, sondern „gerade auch bei solchen Projekten umgesetzt“ werden. „ Wenn die Gesetzesgrundlage nun keine Gültigkeit hat“, so warnt der LVH-Präsident, „wird der Zug – im wahrsten Sinne des Wortes – an uns vorbeifahren.“
Martin Ausserdorfer, Direktor der BBT-Beobachtungsstelle, kann über die Kritik der Handwerker nur den Kopf schütteln: Eine Ausschreibung in Lose und Gewerke sei bei einem Bauprojekt dieser Größenordnung und Komplexität „schlichtweg nicht möglich“. Dies habe er LVH-Präsident Gert Lanz auch schon mehrmals versucht zu erklären – offensichtlich vergeblich. „Der BBT ist einfach nicht mit anderen öffentlichen Bauarbeiten wie dem Bau einer Schule oder einer Umfahrungsstraße zu vergleichen“, zeigt sich Ausserdorfer überzeugt.
Müssen die heimischen Betriebe nun befürchten, bei den BBT-Arbeiten zu kurz zu kommen?
Keineswegs, beschwichtigt der Direktor der BBT-Beobachtungsstelle. Erst kürzlich hätten zwei Bietergemeinschaften mit Sitz in Südtirol die Ausschreibung der Baulose zwei und drei in der Höhe von 992 Millionen Euro gewonnen: Es sind dies die Firmen Oberosler und PAC. Auch bei den Vorbereitungsarbeiten – von der Baustelleneinrichtung bis zur Lieferung der Baumaterialien – seien immer wieder klein- und mittelständische Subunternehmer aus Südtirol zum Handkuss gekommen. „Mehr ist aus unserer Sicht nicht machbar“, sagt Martin Ausserdorfer. „Wir können doch nicht in eine europäische Ausschreibung schreiben, dass die Baggerfirma aus Schabs den Auftrag bekommen muss.“
Der Direktor der BBT-Beobachtungsstelle verweist lieber auf die positiven Aspekte: Nach den Bemühungen von Landeshauptmann Arno Kompatscher sei es gelungen, dass zwei Bietergemeinschaften, die Zuschläge für BBT-Arbeiten im Wert von 300 Millionen Euro erhalten haben (unter anderem die Wiener Strabag), ihren Firmensitz nach Südtirol verlegen. Dank unserer Autonomie bringe dies weitere Steuereinnahmen für den Landeshaushalt mit sich, freut sich Ausserdorfer.
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