Tatwaffe Ziehharmonika
Ärgerliches Ende nach einem schönen Ausflug des HGV Sexten: Weil sie im Zug Musik gemacht hatten, wurden zehn Gastwirte aus Sexten und Innichen am Bahnhof Bozen von sechs Polizisten empfangen.
von Silke Hinterwaldner
Das Wetter hätte besser sein können. Aber von ein bisschen Regen lassen sich die Hoteliers aus Sexten und Innichen die Freude an ihrem traditionellen Frühjahrsausflug nicht vergällen.
So war die zehnköpfige Truppe am Donnerstagmorgen nach Tscherms aufgebrochen, um dort einigen Betrieben einen Besuch abzustatten. Der Tag war schön, auch die Rückfahrt im Zug sollte ein Erlebnis werden. Allerding eines, das die Gastwirte nicht so schnell vergessen werden, weil es alles andere als schön war.
Im Zug zwischen Meran und Bozen packten die musikalischen Pusterer Ziehharmonika und Gitarre aus, um einige Lieder zum Besten zu geben. Ein paar Eigenkompositionen und Südtiroler Songs zum mitsummen wurden angestimmt. Den Schülern im Zug und anderen Mitreisenden, so zumindest die Wahrnehmung der Musiker, hat das Ständchen gefallen. Zumindest hat sich niemand beschwert. Und nach Rücksprache mit den Zugreisenden sagten diese auch gleich, dass sie sich ganz und gar nicht gestört fühlten.
Ganz anders ein wohl etwas übereifriger Schaffner italienischer Muttersprache. „Er hat sich wahnsinnig aufgeregt“, erzählt der Sextner Hotelier Peter Karadar, „und dann gleich auch noch die Polizei in Bozen verständigt. Als ob die nichts Wichtigeres zu tun hätte, als ein paar Unternehmer zu maßregeln.“
Auf jeden Fall hat der Schaffner die zehn Gastwirte im Zug bewacht, damit sie auf dem Weg nach Bozen nicht bei der erstbesten Haltestelle aussteigen und die Flucht ergreifen. In Bozen am Bahnhof dann wartete bereits eine stattliche Delegation an Ordnungshütern auf die Pusterer. Insgesamt sechs Polizisten nahmen die Musiker in Empfang und überbrachten ihnen eine unschöne Botschaft: Sie müssen jetzt mit einer saftigen Verwaltungsstrafe rechnen, die ihnen wohl in den kommenden Tagen zugestellt werde.
Peter Karadar und seine Hoteliers-Kollegen aus dem Hochpustertal ärgert das freilich maßlos. „Hier werden Bürger“, sagt Karadar, „die ihre natürliche Südtiroler Fröhlichkeit leben und ein bisschen schöne Musik machen, ihrer Grundrechte beraubt.“
Die Hoteliers aus Sexten und Innichen wollen den Vorfall nicht auf sich beruhen lassen. Sie kündigen an, gegen diese Verwaltungsstrafe wegen „Musizierens im Zug“ Rekurs einlegen zu wollen. Schließlich will sich ein Südtiroler nicht das Schöne im Leben nehmen lassen.
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