„Alle gegen einen“
Stunk in der SVP: Wie die Parteizeitung ZIS den SVP-Abgeordneten Helmuth Renzler ausgetrickst – und grafisch geschickt zum Flughafen-Befürworter gemacht hat.
Von Matthias Kofler
Helmuth Renzler sagt: „Ich habe mich darüber sehr geärgert.“
Die Parteizeitung ZIS wirbt in ihrer neusten Ausgabe auf zwölf Seiten offensiv für das Flughafen-Projekt der Landesregierung. Gestaltet wurde das Heft von der Werbeagentur Succus unter der Federführung des Flughafen-Befürworters Christian Tschurtschenthaler.
Doch mit der Zeitung haben nicht alle SVP-Mitglieder ihre Freude. Die Gegner kämen viel zu kurz, bemängelt Oswald Schiefer.
Auf Druck des Unterlandler Bezirksobmanns hatte sich Parteiobmann Philipp Achammer „gnädig“ gezeigt und den Gegnern zumindest eine Zwei-Drittel-Seite eingeräumt.
Weil die Gegner aber eine ganze Seite forderten, kam es am vergangenen Dienstag zum Eklat: Oswald Schiefer teilte Achammer mit, dass die Gegner ganz auf ihren Platz verzichten würden. Alle Versuche des Obmanns, die Unterlandler noch umzustimmen, scheiterten.
Nun stand der Obmann unter Zugzwang.
Am Donnerstagabend telefonierte Philipp Achammer mit dem SVP-Abgeordneten und erklärten Flughafen-Gegner Helmuth Renzler und bat ihn, als Ersatz für die Unterlandler einzuspringen. Renzler musste drei Fragen zum Flughafen schriftlich beantworten. Die erste Version wurde von der Werbeagentur gekürzt, woraufhin der SVP-Arbeitnehmerchef heftig protestierte: „Ich bin Publizist und lasse mir von einem Grafiker nicht meinen Text kürzen.“
Als Helmuth Renzler nun das fertige Heft in die Hand bekam, wurde er böse überrascht: Sein Text wurde zwar auf einer halben Seite vollinhaltlich abgedruckt – auf der anderen halbe Seite wurde aber ein großes Bild mit dem Titel „So wird gewählt“ samt Ja-Kreuzchen abgedruckt. „Mir schaut das nicht nach einem Zufall aus“, ärgert sich Renzler. Er will aber niemanden in der Partei für den gestalterischen Leckerbissen verantwortlich machen. „Wahrscheinlich hat die Werbeagentur das dort hingeknallt.“
Der SVP-Abgeordnete hofft, dass – trotz dieses Seitenhiebs in der Partei-Broschüre – die Flughafen-Gegner aus dem Referendum als Sieger hervorgehen werden: „Im Heft schreiben 22 Befürworter und ein Gegner. Nach dem Motto: Einer gegen alle, alle gegen einen.“
Auch wenn das Bild neben seinem Interview etwas anderes andeutet: „Ich fordere die Leute in meinem Text auf, zur Wahl zu gehen“, sagt Renzler, „und mit Nein zu stimmen.“
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