„Wohnen kann leistbarer werden“
Das Kollegium der Bauunternehmer will das derzeitige System der Konventionierung abschaffen – und lässt mit einem konkreten Vorschlag für eine neue Wohnbaupolitik aufhorchen. Die Details.
von Heinrich Schwarz
Für Markus Kofler, dem Präsident des Kollegiums der Bauunternehmer, ist klar: „Mit dem derzeitigen Wohnbaugesetz werden drei primäre Ziele nicht oder nur unzureichend erreicht: der Schutz vor dem Ausverkauf der Heimat, leistbares Wohnen und ein funktionierender Mietmarkt.“
Kofler will eine weitreichende Reform. Südtirol brauche eine neue, moderne Wohnbaupolitik. Ziel müsse es sein, den Markt für Privatinitiativen zu öffnen. Zentraler Kritikpunkt ist dabei die ewige Konventionierung. Also die gesetzliche Verpflichtung, eine Wohnung für Einheimische zu reservieren, um den sogenannten Ausverkauf der Heimat zu verhindern.
Auf der Jahreshauptversammlung des Baukollegiums in Bozen betonte Markus Kofler: „Wir sind klar gegen den Ausverkauf der Heimat. Aber Sie werden mit mir übereinstimmen, dass das derzeitige System der Konventionierung nicht das gewünschte Ergebnis gebracht hat.“ Er präsentierte einen Vorschlag, der den Immobiliensektor in Südtirol wiederbeleben und Wohnen zu einem angemessenen Preis ermöglichen soll.
Die Details:
Anstatt drei Arten des Wohnraums – gefördert, konventioniert und frei –, soll es in Zukunft nur noch zwei geben: Wohnraum für Ansässige und Wohnraum für Freizeit. Ersterer soll Einheimischen vorbehalten werden – Letzterer soll allen zur Verfügung stehen und entspricht dem heutigen freien Wohnbau.
„Die prozentuelle Aufteilung einer Wohnbauzone bleibt vollkommen der Gemeinde überlassen. Denn es gibt in Südtirol unterschiedliche Realitäten. Tourismuszentren haben ganz andere Bedürfnisse als abwanderungsgefährdete Gemeinden oder die Städte“, erklärt Markus Kofler.
Im Zuge der Ausweisung der Wohnbauzone legt die Gemeinde laut Vorschlag nicht nur das Ausmaß der Zone fest, sondern auch Grenzwerte für den Verkaufspreis der Wohnungen für Ansässige. Um allen den Zugang zum Wohnbau zu erleichtern, könne der Grenzwert zwischen 2.000 und 3.000 Euro pro Quadratmeter liegen.
„Die Verbauung des Grundes obliegt anschließend dem freien Markt. Der Grundeigentümer kann den Wohnraum für Ansässige selbst verbauen und zum festgelegten Preis veräußern oder ihn zu einem ausgehandelten Preis an eine Genossenschaft oder ein Unternehmen verkaufen“, so Kofler. Grundsätzlich müsse allen Südtirolern – unabhängig vom Einkommen – der Ankauf von Bauland für die Erstwohnung zu gleichen Bedingungen ermöglicht werden. Ebenso müsse es für Wohnbaugenossenschaften und Baufirmen den gleichen Zugang zu ausgewiesenem Bauland geben.
Markus Kofler: „Dieses System wäre ein konkreter Beitrag zum Abbau der Bürokratie. Der Aufwand für die Bevölkerung und die Kosten für die öffentliche Hand gingen zurück. Bauvorhaben können schneller umgesetzt und die Wohnbauförderung wesentlich zurückgeschraubt werden.“
Mit zusätzlichen innovativen Ansätzen in der Baulandbeschaffung und in der Verdichtung der Wohnbauzonen kann man laut Kollegium den Mietmarkt in Südtirol wiederbeleben. Durch geringere Wohnungspreise ergebe sich ein wichtiger Anreiz für Investoren, Wohnungen zu kaufen und günstiger an Einheimische zu vermieten. Damit entstehe vor allem für den Mittelstand eine realistische Alternative zum Kauf einer Eigentumswohnung.
„Die Lösung des Wohnungsproblems für den Mittelstand kann langfristig nicht über Sonderprogramme gelöst werden, sondern nur über die Schaffung eines Gleichgewichtes zwischen den Kosten für den Grundankauf für den geförderten und privaten Wohnbau. Angebot und Nachfrage würden in so einem System von selbst zu einem Gleichgewicht finden“, meint Markus Kofler.
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