Der große Sprung
Der Brunecker Simon Straudi gilt als eines der größten Südtiroler Fußballtalente. Jetzt wechselt der 17-Jährige zu Werder Bremen.
von Artur Oberhofer
Thomas Böhm hat keine Zweifel: „Simon hat das Zeug, ein erfolgreicher Profi-Fußballer zu werden.“
Der 17-Jährige sei ein „großes Talent“. Und ganz wichtig: „Er hat bereits jetzt eine starke Persönlichkeit und ist voll und ganz auf eine Profikarriere focussiert.“
Thomas Böhm muss es wissen.
Böhm ist der Chef der Salzburger Spielervermittlungsagentur Grass is Green. Er managt Spieler wie Christian Fuchs vom frischgebackenen Premier League-Sieger Leicester, den ehemaligen Spartak Moskau-Profi Martin Stranzl, der jetzt bei Borussia Mönchengladbach unter Vertrag steht.
Nun soll Thomas Böhm die Karriere das größtes Südtiroler Fußballtalents seit Michael Cia und Manuel Fischnaller managen: Simon Straudi.
Von dem jetzt 17-jährigen Brunecker sagte FC Südtirol-Sportdirektor Luca Piazzi bereits vor Jahren, er sei ein Spieler mit Serie A-Potential.
Nachdem er zunächst in der Fußballschule des St. Georgen ausgebildet worden war, wechselte der offensive Mittelfeldspieler vor drei Jahren zum FC Südtirol, wo mehrere italienischen Serie A- und B-Clubs auf das Megatalent aufmerksam wurden.
Doch Simon Straudi zieht es nach Norden. Er wechselt nun zum deutschen Bundesligaclub Werner Bremen, wo er zunächst mit der U-19-Mannschaft arbeiten wird. Eine Top-Adresse. Denn Werder Bremen hat eine der besten Kaderschmieden in Deutschland. „Von der Ausbildung und von den Strukturen her hat Simon in Deutschland bessere Möglichkeiten“, sagt Manager Thomas Böhm, der aber auch sagt: Es sei diese keine Entscheidung gegen Italien. Nur: In Deutschland gebe es für Jugendspieler die besseren Entwicklungsmöglichkeiten. Sprich: In Deutschland werden Jungprofis viel früher ins kalte Wasser geworfen als in anderen Ländern.
Thomas Böhm hat entsprechende Erfahrungen: So hat er 2013 den Offensiv-Allrounder Florian Grillitsch von St. Pölten in die U-19-Jugendabteilung von Werder Bremen gelotst. Heute ist Grillitsch, 20, Stammspieler bei Werder und hat einen Marktwert von 2,5 Millionen Euro.
Werder Bremen war vor anderthalb Jahren auf das Ausnahmetalent Simon Straudi aufmerksam geworden. Vor einem Jahr absolvierte der Brunecker mit Bremens Jugendmannschaft ein Turnier. Im Jänner dieses Jahres war Simon Straudi eine Woche lang in der Hansestadt, um sich das Internat anzusehen, das er nun ab Herbst besuchen wird. Bei den Probetrainings hat er die Verantwortlichen von Werder Bremen voll überzeugt.
Am 11. Juli beginnt für den Brunecker Jungprofi das Werder-Abenteuer. „Ich freue mich volle darauf“, sagt Simon Straudi (siehe dazu auch das Kurzinterview). Auch Karlheinz Straudi, der Vater des Ausnahmetalents, der früher selbst ein Topsportler war, ist stolz. „Wir haben lange auf dieses Ziel hingearbeitet und sind natürlich froh“, sagt er.
Manager Thomas Böhm, dessen Agentur Simon Straudi eine Allround-Betreuung angedeihen lässt (Karriereplanung, Rechts- und Finanzberatung, Personal PR, Mentaltraining etc.) will den Jungen behutsam aufbauen. „Simon bekommt bei Werder einen längerfristigen Vertrag, dann hängt es von ihm ab, wie er sich entwickelt, ob er verletzungsfrei bleibt usw.“ Was ebenfalls für Werder spreche: Die U-19-Spieler von Werder seien ganz nah an der Ersten Mannschaft dran. „Da kann Simon viel lernen“, so der Manager.
Der FC Südtirol und Werder Bremen streiten noch um die Ablösesumme für Simon Straudi.
(arob) Beim FC Südtirol hält sich die Freude über den Karrieresprung von Simon Straudi in Grenzen. Der Grund: Die FCS-Vereinsführung hat sich mit Werder Bremen noch nicht über die Ablösesumme für das Ausnahmetalent einigen können.
Nach Informationen der TAGESZEITUNG hat Werder Bremen für Straudi 15.000 Euro geboten, der FCS will mindestens 130.000 Euro.
FCS-Generaldirektor Dietmar Pfeifer macht keinen Hehl daraus, dass er verschnupft ist: „Der FCS wird schon ein kleiner Verein sein, aber deswegen dürfen die in Bremen nicht meinen, dass Sie mit uns Schlitten fahren können.“
Das Angebot von Werder bezeichnet Pfeifer als „unmoralisch“.
Im Clubhaus in der Cadornastraße hätte man es, freilich, lieber gesehen, wenn Simon Straudi den Dreijahresvertrag beim FCS angenommen hätte. „Ich denke auch, dass das für ihn besser gewesen wäre“, meint Dietmar Pfeifer, „denn bei uns hätte er in der Lega Pro gespielt, in Bremen spielt er in der Jugend.“
Sollten sich Werder Bremen und der FCS nicht auf eine Ablösesumme einigen, könnte Simon Straudi trotzdem wechseln, da Spieler ab 16 ins Ausland wechseln dürfen. Allerdings: Der FCS würde nicht tatenlos zusehen. „Wir würden eine Eingabe bei der FIFA machen, um von Werder eine Ausbildungsprämie zu bekommen.“
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