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Die 6.000-Euro-Watschn

SchiedsrichterDer VSS-Schiedsrichterobmann aus dem Vinschgau, der in Schluderns einen Schiri-Kollegen tätlich angegriffen hat, war vor mehreren Jahren selbst „attackiert“ worden – und hat 6.000 Euro Schmerzensgeld kassiert.

von Artur Oberhofer

 Für den Verband der Sportvereine Südtirols (VSS) war es ein Image-GAU.

Just zu dem Zeitpunkt, als der VSS seine „Sport ist wert(e)voll“-Kampagne lancierte, enthüllte die TAGESZEITUNG, dass ein VSS-Schiedsrichter einen Schiri-Kollegen tätlich attackiert hatte.

Nun weiß man: Der Übeltäter war nicht „nur“ Schiedsrichter, sondern VSS-Schiedsrichterobmann im Vinschgau. Sein Name: Paul Strobl.

Die Fakten sind bekannt: Nach dem Match Schluderns gegen Kaltern, das mit einer 0-zu-1-Niederlage der Hausherren endete, stürmte ein aufgebrachter „Fan“ in die Schiedsrichterkabine, wurde schnell ein paar Nettigkeiten los („Wompete Drecksau“, „Wixer, du grausiger“), ehe er dem Schiri noch eine Ohrfeige und einen Faustschlag ins Gesicht verpasste.

Dabei müsste der so rabiate VSS-Schiedsrichter-Obmann aus eigener Erfahrung wissen, dass eine Watschn nicht sehr angenehm ist.

Nach Informationen der TAGESZEITUNG hat es vor wenigen Jahren in Laas einen ähnlich gelagerten Fall gegeben. Einer der Protagonisten: Paul Strobl.

In Laas spielte damals die Mannschaft aus Schluderns. Als Betreuer auf der Schludernser Bank saß Paul Strobl.

Ein Augenzeuge schildert das Geschehene:

„Der Herr Strobl saß als Betreuer auf der Ersatzbank der Schludernser. Er hat die ganze Zeit von der Bank aus das Publikum provoziert, indem er zu uns auf die Tribüne heraufgeschrien und uns den Stinkefinger gezeigt hat. Nach dem Spiel hat noch immer keine Ruhe gegeben. Einer der Zuschauer hat ihm dann eine Watschn gegeben.“

Obwohl der damalige Übeltäter und auch die anwesenden Zeugen übereinstimmend erklären, es sei eine „ganz normale Watschn“ gewesen und Paul Strobl sei „faktisch unverletzt“ gewesen, habe sich der VSS-Schiedsrichterobmann damals für drei Wochen krankschreiben lassen.

Zeugen sagen, der Täter habe Strobl „kaum derwuschen“, sei bei ihm „kaum angegangen“.

Durch den Umstand, dass Paul Strobl für mehr als 20 Tage krankengeschrieben worden war, handelte es sich um einen mutmaßlichen Fall von schwerer Körperverletzten – für den nun nicht mehr der Friedensrichter, sondern das Landesgericht zuständig war. Da der Watschen-Mann Freiberufler ist, wollte er unbedingt einen Prozess (und einen Eintrag in das Strafregister) vermeiden.

In dieser Notsituation konnten Strobl sein Anwalt die Forderungen hochschrauben.

Am Ende zahlte der Übeltäter im Rahmen eines außergerichtlichen Vergleichs die stolze Summe von 6.000 Euro an den Schludernser Betreuer und Schiedsrichter Paul Strobl. Er zahlte außerdem dessen Anwalt und einen Betrag von rund 600 Euro an das Versicherungsinstitut Inail. Insgesamt knapp 8.000 Euro.

Der Freiberufler sagt im Nachhinein: „Das war für mich sehr viel Geld, dabei hat ihm gar nix gefehlt, wenn ich ihm eine Zahn herausgeschlagen hätten, dann wäre ich dafür geradegestanden, aber für diese Watschn fast 8.000 Euro zahlen zu müssen, das hat weh getan.“

Für das Gerücht, dass Paul Strobl eine Woche nach dem Vorfall ein Jugendspiel gepfiffen habe, gibt es keine offizielle Bestätigung.

Nun bleibt abzuwarten, wie viel Paul Strobl dem Schiedsrichter-Kollegen bietet, den er tätlich angegriffen hat.

LESEN SIE IN DER PRINT-AUSGABE:

  • Warum jetzt auch ein Betreuer aus Schluderns in Erklärungsnot gerät.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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