Raptus in der Küche
Eine Frau schließt am Landesgericht einen Vergleich über 16 Monate Haft ab. Sie soll ein einjähriges Kind mit dem Gesicht in siedendes Öl gedrückt haben.
(tom) Die mutmaßliche Täterin ist, von ihrer Biographie her, selbst ein Opfer: Der Vater drogensüchtig, die Mutter erziehungsunfähig. Die Folgen: Schwierige Kindheit, Alkoholprobleme, wiederholter Aufenthalt in geschützten Einrichtungen.
So wie im Mai 2014, als es zu einem schrecklichen Zwischenfall kam.
Die 32-Jährige war in der Küche beschäftigt, sie sollte Pommes Frites zubereiten.
Da passierte es: Die Frau drückte, jedenfalls laut Anklage der Staatsanwaltschaft Bozen, ein 14-monatiges Kind einer Mitbewohnerin, das sie im Arm hielt, in das heiße Frittieröl.
Das Kleinkind wurde mit schwersten Verbrennungen ins Spital gebracht, durch eine spätere Hauttransplantation konnten die bleibenden Narben im Gesicht des Kindes in Grenzen gehalten werden.
Warum die 32-jährige Frau die Tat beging, ist unklar. Möglicherweise ein plötzlicher Raptus oder die Folge einer starken Alkoholisierung. Die Staatsanwaltschaft ging im gestern abgeschlossenen Hauptverfahren am Landesgericht jedenfalls von vorsätzlicher schwerer Körperverletzung aus.
Die Angeklagte schloss einen gerichtlichen Vergleich über ein Jahr und vier Monate Haft bedingt ab. Als strafreduzierend wirkte sich die von einem Gutachter festgestellte teilweise Zurechnungsfähigkeit aus.
Die gegen die 32-Jährige verfügte Sicherheitsmaßnahme (zunächst U-haft in Trient, dann Aufenthalt in Therapie-Einrichtungen) wurde nun von Einzelrichter Michele Papparella aufgehoben. Ursprünglich war die Frau im Rahmen eines Beweissicherungsverfahrens von Gutachter Michele Piccolin für gemeingefährlich erklärt worden.
Diese Voraussetzung ist nun offenbar nicht mehr gegeben, die mutmaßliche Täterin ist seit Dienstag auf freiem Fuß.
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