„Bin sitzengeblieben“
Im Landtag wurde am Freitag über die Schulpsychologen debattiert. Ein Abgeordneter bekannte, in der ersten Klasse der Oberschule nicht versetzt worden zu sein.
Der Beschlussantrag der SVP-Abgeordneten Veronika Stirner ruft die Landesregierung dazu auf, zu analysieren, wie Schulen mit problematischen Situationen umgehen, prüfen, wo Schulpsychologen und Sozialpädagogen nötig sind, und dem Landtag darüber Bericht erstatten.
Viele psychische Erkrankungen seien als Folge von Schwierigkeiten in der Schulzeit vorprogrammiert, erklärte Veronika Stirner (SVP). Der schulnahe Einsatz von Psychologen und Sozialpädagogen habe sich bewährt. Wenn sie ständig in der Schule seien, könnten sie auch Prävention leisten. In den Pisa-Erfolgsländern ist die Relation zwischen Psychologen und Schülern etwa 1:500. Es wäre falsch, entweder Sozialpädagogen oder Psychologen einzusetzen; es brauche beide und auch Beratungslehrer.
Andreas Pöder (BürgerUnion) stimmte dem Antrag vorbehaltlos zu, Sozialpädagogen und Psychologen hätten gänzlich andere Aufgaben. Es sei für das Kind stigmatisierend, wenn es zum Psychologen ins Krankenhaus müsse. Es sei auch wichtig, zuerst einmal eine Bestandserhebung zu machen.
Schule sei heute anders als früher, bemerkte Brigitte Foppa (Grüne). Heute gebe etwa es mehr Kooperation zwischen Schule und Eltern. Es brauche die Professionalität von Psychologen und Sozialpädagogen, um bestimmte Aspekte erkennen und auch Prävention leisten zu können.
Sven Knoll (STF) zeigte sich hin- und hergerissen. Er sehe auch die Gefahr der Pathologisierung, sodass die Ursache des Problems beim Schüler gesucht werde, was nicht unbedingt der Fall sein müsse. Er glaube auch nicht, dass Schulversagen zu langfristigen psychischen Schäden führen müsse. Er selbst sei in der ersten Klasse Oberschule nicht versetzt worden, und das sei das Beste gewesen, was ihm hätte passieren können: Er habe erkannt, dass es nicht die richtige Schule für ihn sei.
Als Mutter von fünf Kindern wisse sie, wie die Schule funktioniere, erklärte Maria Hochgruber Kuenzer (SVP). Für Schüler mit Problemen seien die Lehrer nicht immer die besten Kontaktpersonen. Wenn es um die Entwicklung der Kinder gehe, sei man bereits sensibler geworden.
Pius Leitner (F) kündigte seine Zustimmung für den beschließenden Teil an, nicht aber für die Prämissen, die so täten, als wären die Schulen ein Zentrum für psychische und soziale Probleme. Hier werde die Rolle des Elternhauses ausgeklammert, das in erster Linie für die Erziehung zuständig sei, während der Schule primär die Bildungsrolle zukomme.
Es gebe in Südtirol zu wenig Ärzte, auch Psychiater, aber zu viele Psychologen und Sozialpädagogen, bemerkte Oswald Schiefer (SVP). Letztere könnten dazu beitragen, dass weniger Schüler einen Psychiater brauchen.
LR Philipp Achammer stimmte dem Antrag zu. Schule sei ein Spiegelbild der Gesellschaft und auch ihrer Probleme. Aufgabe der Schule sei längst nicht mehr nur die Wissensvermittlung, aber eine Lehrperson könne nicht alles. Schulabbruch habe verschiedenste Gründe, genau deswegen brauche es Fachpersonal. Man werde gemäß dem Antrag genau studieren, wo es einen schulinternen und wo einen externe Dienst brauche. Die Stärkung der sozialpädagogischen Arbeit werde die stärkste Herausforderung der nächsten Jahre.
Sie beschäftige sich mit diesem Thema seit über zehn Jahren, berichtete Veronika Stirner (SVP), daher sei ihr an diesem Antrag auch die Botschaft wichtig, dass eine Zunahme der genannten Störungen festzustellen sei und dass man auch an Prävention denken müsse. In den kinderpsychologischen Einrichtungen gehe es bei 95 Prozent der Fälle um die Folgen einer Nichtbehandlung in der Schule. Die Präsenz eines Schulpsychologen sei extrem wichtig, um Verhaltensstörungen in der Schule und deren Ursachen einschätzen zu können.
Die Prämissen wurden mit 19 Ja, 2 Nein bei 6 Enthaltungen, der beschließende Teil einstimmig genehmigt.
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