Äpfel gegen Allergie
Können Äpfel bei Allergien helfen oder sie gar präventiv verhindern? Diesen Fragen wollen Primar Klaus Eisendle und Thomas Letschka vom Forschungslabor der Laimburg auf den Grund gehen.
„An apple a day keeps the doctor away.“ So lautet ein allbekanntes Sprichwort, hinter dem nun doch mehr stecken könnte, als bisher angenommen. Dass Äpfel gesund sind und wichtige Vitamine enthalten, dürfte jedem klar sein. Aber dass Äpfel auch gegen Allergien helfen können, wird viele Allergiker, die sich mit roten juckenden Augen und Heuschnupfen durch den Frühling plagen, freuen.
Der Primar der Bozner Dermatologie, Klaus Eisendle, will diesem Phänomen gemeinsam mit Jennifer Berger und Thomas Letschka vom Forschungslabor der Laimburg auf den Grund gehen.
Es geht um die Birkenpollenallergie, eine der häufigsten Heuschnupfursachen in Südtirol und neben den Gräsern die häufigste Pollenallergie in Deutschland und Österreich.
„Birkenpollenallergiker spüren beim Verzehren eines Apfels häufig ein Brennen im Mund. Das kommt daher, dass sich das Hauptallergen der Birkenpollen, das Protein Bet v1 und das Protein Mal d1 im Apfel sehr ähnlich sind“, erklärt Klaus Eisendle.
Seit einigen Jahren ist in Europa eine neue bewiesen wirksame Therapieform gegen Heuschnupfen erhältlich, die orale sublinguale Immuntherapie: „Allergikern werden bestimmte Mengen des Allergieauslösers unter die Zunge verabreicht, um damit eine Desensibilisierung zu erreichen“, erklärt der Bozner Primar. Früher mussten die Allergene hierfür unter die Haut gespritzt werden.
Die These des Forschungsteams: Wenn man dieselbe Therapie, die bereits für Gräser-Allergiker zugelassen ist, auch bei Birkenpollenallergikern anwendet, müsste der Körper gegen diese Proteine desensibilisiert werden. Sprich: Der Körper erkennt diese Proteine nicht mehr als fremd und entwickelt eine Toleranz. Allerdings denkt das Team um Klaus Eisendle nicht daran, mit Birkenpollen zu arbeiten, sondern mit Äpfeln. „Wir wollen herausfinden, welche Menge an Äpfeln gegessen werden müssen, damit dieser Effekt eintritt, und welche Sorten sich am besten eignen“, erklärt der Primar.
Allergiker reagieren auf die konservierten Proteine der Birke und des Apfels. Diese werden von den Pflanzen zum Schutz gegen Schädlinge eingesetzt und lösen beim Menschen Beschwerden wie Heuschnupfen und Co. aus.
Im Rahmen der Studie will man aber auch noch einer zweiten Frage auf den Grund zu gehen: Kann man auch präventiv etwas tun, um diese Allergie gar nicht erst zu entwickeln?
„In den letzten beiden Jahren hat ein Paradigmenwechsel in der Allergieprävention stattgefunden. Es hat sich gezeigt, dass Säuglinge schon möglichst früh Beikost erhalten sollen, also ab dem vollendeten dritten Lebensmonat, da dies vor Lebensmittelallergien schützt“, so der Primar. Darum geht er davon aus, dass dies auch bei Äpfeln Wirkung zeigen könnte, wenn man Kleinkindern regelmäßig geriebene Äpfel gibt. Bei Erdnüssen konnte dieser Effekt beispielsweise bereits nachgewiesen werden: Kinder, die schon ab dem vierten Lebensmonat regelmäßig Erdnusschips konsumierten, entwickelten signifikant seltener Allergien gegen Erdnuss. Damit widerlegten Forscher die Meinung, dass man potentiell allergene Lebensmittel so lange als möglich meiden sollte, um Allergien zu vermeiden.
Diesen Fragen möchten der Bozner Primar und Thomas Letschka aus der Laimburg mit ihrer Forschungsarbeit auf den Grund gehen. In einem ersten Arbeitsschritt wird an der Laimburg der Proteingehalt von Mal d1 in verschiedenen Südtiroler Apfelsorten und an verschiedenen Stellen der Äpfel, sowie unter verschiedenen Lagerbedingungen bestimmt. So lassen sich auch allergenarme Sorten entdecken. Diese wären für Allergiker geeignet, da sie kein Brennen im Mund auslösen. Ebenso möchten die Forscher Allergiker ausfindig machen, um eine eventuelle Zielgruppe für die Allergietherapie mit Äpfeln zu haben.
In einem zweiten Schritt soll erforscht werden, welche Menge und welche Sorte von Äpfeln am besten geeignet sind, um Toleranz zu induzieren.
Als Kooperationspartner für die Studie konnten bereits Martin Tollinger, Leiter des Zentrums für molekulare Biowissenschaften der Universität Innsbruck, und Norbert Reider, Leiter der Allergieambulanz der Universitätsklinik Innsbruck, gewonnen werden. Gemeinsam wird ein EU-Förderprojekt eingereicht. „Für ein Apfelland wie Südtirol wären diese Ergebnisse genial – sollten sie sich bewahrheiten“, so der Primar der Bozner Dermatologie.
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