Die Grenz-„Kämpfer“
(Video/ Localteam)
Die am Brenner verhafteten Demonstranten wurden am Landesgericht wegen Widerstandes gegen Amtspersonen verurteilt. Und mit einem Aufenthaltsverbot für Südtirol belegt.
Von Thomas Vikoler
Eine bekannte Szene, diesmal ohne gewalttätige Zusammenstöße wie am Samstagnachmittag am Brenner: Vor dem Bozner Gerichtspalast haben sich am Montag – so wie bereits am Sonntag auf den Talferwiesen vor dem Gefängnis – mehrere Dutzend Anarchisten versammelt, um ihre beiden Forderungen zu bekräftigen: Keine Grenzkontrollen zur österreichischen Grenze und Freilassung der sechs Mitstreiter, die nach dem Guerilla-Kampf am Brenner verhaftet wurden.
Polizisten mit Plexiglas-Schutzschilden und Gummiknüppel passen auf, dass es nicht wieder zu Ausschreitungen kommt.
Zumindest einer der Anarcho-Forderungen wird am Nachmittag entsprochen: Die Festgenommenen werden nach einer langen Verhandlung vor Strafrichter Ivan Perathoner wieder auf freiem Fuß gesetzt.
Perathoner hatte zunächst die Festnahme von Nemanja Durdevic, 26, ein Kroate, Luca Fogli, 44, aus Ravenna, Stefano Marri, 21, aus Venedig, Cristian Siciliano, 23, aus Vimercate, sowie den beiden Frauen Sabrina Napoli, 43, aus Rovereto und Miriam Martini, 27, aus Verona bestätigt. Staatsanwalt Giancarlo Bramante beantragte daraufhin für alle sechs Verhafteten ein Schnellverfahren zum Tatbestand des Widerstandes gegen Amtspersonen, jenem Delikt, wegen dem die Randalierer am Brenner verhaftet worden waren. Für andere mutmaßliche Straftaten wie das Tragen von gefährlichen Gegenständen (das von der Polizei beschlagnahme Arsenal aus Schlagstöcken, Spritzen und Feuerlöschern), Anschlag auf die Transportsicherheit (für Namanja Durdevic) und wegen subversiver „Zusammenrottung“ (dieses Delikt nach Strafrechtsartikel 655 gibt es tatsächlich) werden getrennte Strafverfahren eröffnet.
Der Trienter Strafverteidiger Andrea De Bertolini entschied sich alle Sechs für ein verkürztes Verfahren, das automatisch eine Strafreduzierung um ein Drittel einbringt.
Um 17.00 Uhr verliest Richter Perathoner sein Urteil: Sabrina Napoli und Nemanja Durdevic werden zu jeweils einem Jahr und vier Monate Haft ohne Bewährung verurteilt, Cristian Siciliano und Stefano Mari erhalten ein Jahr und zwei Monate Haft auf Bewährung, Miriam Martini ein Jahr Haft auf Bewährung. Verbunden sind die Haftstrafen mit einem vorläufigen Aufenthaltsverbot in der Provinz Bozen, wie es der Staatsanwalt beantragt hat. Das bedeutet: Für die Grenz-Kämpfer bleibt der Brenner erst einmal gesperrt.
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