Das große Teilen
Schon wieder eine französische Komödie im Kino. Die meisten davon schenk ich mir. In „Le Grand Partage“ aber geht es um ein sehr aktuelles Thema.
von Renate Mumelter
Zäune mag ich nicht, auch nicht in meinem privaten Umfeld. Sie sorgen für Einsamkeit nicht für Schutz, erzeugen das Gegenteil von Kommunikation. Auch Wohnungstüren schließen ein. Und sie beschützen. Was nun, wenn drei Zimmer meiner Wohnung requiriert würden und ich sie künftig mit Menschen teilen müsste, die in Not sind? Spannend? Kein Problem? Wird schon irgendwie klappen? Ich würde mich bemühen. Wenn es darum geht, „meins“ zu verteidigen, werden Überzeugungen Nebensache, Deklarationen entpuppen sich als leere Worte, das eigene Hemd ist doch am nächsten.
Alexandra Leclères Film „Benvenuti…ma non troppo“ nimmt eine solche Situation als Ausgangspunkt. Bester Komödienstoff, aber auch sehr ätzend. Und hochaktuell. Die Geschichte spielt in einem „guten“ Viertel von Paris. Der Winter ist eiskalt und die Regierung requiriert leerstehende Räume für Obdachlose, die sonst erfrieren würden. Sie werden in bewohnte aber nicht voll genutzte Wohnungen gebracht. Und schon beginnen die Aktionen zur Rettung des Eigenen. Vom gutsituierten Ehepaar über die radikalchicen Intellektuellen bis zur skrupellosen Concierge sucht sich jeder seinen eigenen Ausweg vor der „Bedrohung“. Es gelingt aber nicht wirklich, den unerbetenen Mitbewohnern zu entkommen, und nun sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Die Egotrips nehmen ihren Lauf, es geschehen schreckliche und erfreuliche Dinge, beide Seiten bekommen ihr Fett ab, die Ansässigen und die Zugezogenen. Ein paar Menschen kommen sich näher, aber als der Notstand vorbei ist, ziehen sich alle wieder in ihr Privates zurück.
„Le grand partage“ ist unterhaltsam, bietet zahlreiche Wendungen, schaut auch in die Vergangenheit, regt zum Nachdenken an. Einziges Manko: Die einzelnen Geschichten finden an Ende nicht wirklich zusammen.
Benvenuti…ma non troppo (Le Grand partage), F 2014, 106 Min., Regie: Alexandra Leclère. Bewertung: Bringt aktuelles Thema locker auf den Punkt
Was es sonst noch gibt: „Sole Alto“ von Dalibor Matanic (BZ), „Le confessioni“ von Roberto Andò (ME)
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