Die Sex-Erpressung
Vorsicht Testosteron. In der Staatsanwaltschaft Bozen häufen sich die Anzeigen von Südtiroler Männern wegen Erpressung nach einem Sex-Skype.
Von Thomas Vikoler
Die Kontaktanbahnung erfolgt zumeist über Facebook.
Junge, offenbar notgeile Männer akzeptieren die Freundschaftsanfragen von jungen Frauen mit einladenden Profilen, treten mit ihnen in einen heißen Chat-Austausch, der in die weibliche Aufforderung mündet, doch auf Skype oder andere Videotelefonie-Plattformen zu wechseln.
Vom frivolen Gequatsche zum echten Video-Chat. Vom Herumreden zum richtigen digitalen Sex.
Und dann tappen die jungen Männer mit hohem Testosteron-Spiegel in eine Falle, in die sie unter normalen hormonellen Umständen wohl nicht tappen würden: Sextortion.
So nennt sich ein Internet-Phänomen, mit dem sich nun auch die Staatsanwaltschaft Bozen immer häufiger befassen muss. Allein in dieser Woche sind drei Anzeigen von Südtirolern eingegangen, die sich für Opfer einer versuchten Erpressung im Netz sehen, berichtet der beigestellte Staatsanwaltschaft Markus Mayr, der nach dem Abgang von Guido Rispoli die Bozner Staatsanwalt interimistisch leitet.
Was ist mit den Männern passiert? Sie habe onaniert oder sich zumindest entblößt. Dies alles während eines Video-Chats auf Skype mit einer Frau, die sie auf Facebook kennengelernt hatten.
Eine Frau, die wahrscheinlich gar nicht gibt. Denn die vermeintliche weibliche Chatpartnerin wird vom Band abgespielt und ist nichts anderes als ein Lockvogel. Es werden wiederholt kurze Videosequenzen abgespielt, unterbrochen von der Aufforderung, sich selbst auszuziehen und sexuelle Handlungen an sich vorzunehmen. Alles wird mitgefilmt – als Druckmittel für den späteren Erpressungsversuch.
Der junge Südtiroler, der nun Anzeige erstattet hat, bekam nach dem heißen Video-Chat mit einer Internet-Bekanntschaft jedenfalls eine Stimme mit folgender Aufforderung zu hören: „Entweder du zahlst 5.000 Euro oder wir veröffentlichen das Video auf Youtube oder leiten es an deine Facebook-Freunde und Eltern weiter“.
Zahlbar über den Dienst Money Game auf ein Konto in der Elfenbeinküste.
Der solcherart Erpresste entschied sich, nachdem er sich von seinem Sexrausch mit darauffolgendem Schock-Erlebnis erholt hatte, zahlte nicht und erstattete Strafanzeige.
Ob das Masturbations-Video veröffentlicht wurde, ist nicht bekannt. Sicher ist hingegen, dass es so gut unmöglich ist, die Erpresser, wahrscheinlich eine weltweit operierende Betrügerbande, ausfindig zu machen.
Diesbezüglich macht man sich in der Staatsanwaltschaft Bozen auch keine Hoffnungen.
Ermittelt wird vorerst trotzdem.
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