Mister 20 Prozent
Der Fall des Finanzjongleurs Konrad Mitterrutzner ist einer der spektakulärsten Wirtschaftskrimis in Südtirol. Nun bricht einer der Anleger sein Schweigen. Es geht um Bar- und Schwarzgeld-Millionen, Pornos – und um einen Treppensturz.
von Artur Oberhofer
Mittwoch, 20. April 2016:
Franz Josef Geiser will den Mann, dem er vor einem Jahr insgesamt 70.000 Euro anvertraut hat, endlich zur Rede stellen. Er will sein Geld zurück.
Um 07.22 Uhr wählt der pensionierte Förster aus St. Felix am Nonsberg zuerst die Handynummer von Konrad Mitterrutzner.
Doch wie schon unzählige Male zuvor geht der Finanzjongleur, der vor einem Jahr mit seiner Flucht in die Slowakei für Schlagzeilen gesorgt hatte und seitdem unter Ermittlung steht, nicht ans Telefon bzw. drückt den Anruf weg.
Zwischen 07.31 und 07.36 Uhr ruft Franz Josef Geiser noch drei weitere Male bei Konrad Mitterrutzner an. Kurz nach 09.00 Uhr beschließt Geiser, dem „Anlageberater“ einen Besuch in dessen Wohnung in der Stadtgalerie in Brixen abzustatten – so wie er dies bereits zwei Tage zuvor erfolglos getan hatte.
Franz Josef Geiser klingelt mehrere Male an der Tür der Wohnung Mitterrutzners im ersten Stock.
Es geschieht Unerwartetes.
Franz Josef Geiser schildert das Geschehene:
„Ich stand vor Konnys Wohnungstür, die kein Türschild, aber ein Guckloch hat.
Ich habe mehrere Male geläutet. Plötzlich öffnete sich die Tür, der Konny stürzte sich wie eine Furie auf mich und warf mich rücklings die Stiegen hinunter.
Ich stürzte hinterschi die rund zehn Stiegen hinunter, als ich unten landete, verspürte ich im Beckenbereich einen Schmerz, der sich wie ein Messerstich anfühlte, ich konnte mich keinen Millimeter mehr bewegen, bekam dann Schüttelfrost, mich hat es so richtig abgepeitelt.“
Der Fall Konrad Mitterrutzner hatte im Mai vergangenen Jahres für großes Aufsehen gesorgt, als der Finanzjongleur plötzlich spurlos verschwand.
Tagelang war unklar, ob Mitterrutzner abgehauen ist – oder ob er Opfer eines Kapitalverbrechens geworden sein könnte.
Gegen Konrad Mitterrutzner wird wegen Betruges ermittelt. Und hunderte Anleger bangen um ihr Geld.
Konrad Mitterrutzner hatte seinen „Kunden“ Renditen von teilweise über 20 Prozent versprochen. Es gilt als gesichert, dass unzählige Wirtschaftstreibende, Hoteliers, Freiberufler, Landwirte, Gastwirte, Kleinunternehmer usw. dem „Börsenspieler“ Mitterrutzner viel Geld anvertrauten. In den meisten Fällen war es wohl Schwarzgeld, was für Mitterrutzner im Nachhinein den positiven Nebeneffekt hat, dass viele Geschädigte (bislang) von einer Anzeige abgesehen haben.
Nach Informationen der TAGESZEITUNG aus dem Justizpalast geht es im Fall Konrad Mitterrutzner um eine doppelstellige Millionen-Summe.
Unter Konrad Mitterrutzners mutmaßlichen Opfern ist auch Franz Josef Geiser.
Auf der Grundlage von Dokumenten und Informationen, die der pensionierte Förster der TAGESZEITUNG exklusiv zur Verfügung gestellt hat, lassen sich zum ersten Mal die Hintergründe dieses Wirtschaftskrimis ausleuchten.
LESEN SIE AM SAMSTAG EXKLUSIV IN DER TAGESZEITUNG:
- Wie Konrad Mitterrutzner in seinem Büro mehrere Millionen Euro Bargeld gehortet hat.
- Wie der Finanzjongleur dem Ex-Förster 70.ooo Euro „angeknöpft“ und ein Jahr lang vertröstet hat.
- Wie Mitterrutzner seine Kunden geködert hat.
- Wie Konrad Mitterrutzner weiterzockt, obwohl die Staatsanwaltschaft gegen ihn ermittelt.
- Und: Mitterutzner größter „Kunde“ ist ein Zahnarzt, der ihm zwei Millionen Euro anvertraut haben soll.
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