Auf ein „Word“
Dass die Landesregierung öffentliche Dokumente auf Microsoft-Servern bunkern will, sorgt für Polemik. Der Informatiker und Gutachter Christoph Moar verteidigt die Entscheidung.
TAGESZEITUNG: Herr Moar, aufgrund Ihres Gutachtens hat das Land entschieden, von der bisher verwendeten freien Software auf Microsoft-Lizenzen umzusteigen.
Christoph Moar: Richtig, ich habe dem Land aber empfohlen, seine eigenen Bedürfnisse zu gewichten. Auslöser war der Trend, dass immer mehr Office-Aktivitäten in die Cloud verlagert werden. Die Arbeitsweise, alleine in einem Büro zu sitzen und alleine an einem Text zu schreiben, ist im 21. Jahrhundert nicht mehr üblich. Man spricht nicht mehr von persönlichen, sondern von kollaborierenden Produktivitätsumgebungen.
Man arbeitet gemeinsam an einem Dokument, anstatt sich Änderungen zuzuschicken.
Auch normale Angestellte haben anders als früher Laptops, Handys und Tablets, mit denen sie von überall auf ihre Dokumente zugreifen möchten – etwa wenn ein Landesbeamter zu einem Bürgermeister geht und dort Unterlagen benötigt. OpenOffice, LibreOffice und andere freie Software bieten hier keine stabile Lösung an.
Der Beschluss, auf diese Microsoft-Lizenzen zu verzichten, ist gerade einmal drei Jahre her.
2013 haben nur 8 Prozent der Office-User eine Cloud-basierte Lösung verwendet, bis 2017 werden es 33 Prozent sein, 2022 sogar 60 Prozent. Der Trend hat jetzt erst begonnen. Wenn man dem Land Versäumnisse ankreiden will, dann im Breitbandausbau, den man lange vernachlässigt hat.
Warum pocht die öffentliche Hand auf Stromnetze, Flughafen und Breitband – schickt die Daten der Südtiroler aber auf ausländische Server?
Das Land hat die Bedenken aus Sicht der Privacy von den Rechtsämtern prüfen lassen und offenbar nichts gefunden. Das liegt vor allem daran, dass längst nicht alle Daten in der Cloud liegen: Für die langfristige Archivierung und die Einhaltung der Protokollvoraussetzungen sind weiterhin Systeme vorgesehen, die die Daten vor Ort lassen.
Interview: Anton Rainer
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