Milchiger Fluss
Eine Ladung Kreide verfärbte am Dienstag das Wasser der Rienz bei Bruneck. Die Substanz wurde fälschlicherweise nach der Reinigung der Eisfläche im Stadion in den Fluss gekippt.
von Silke Hinterwaldner
Da staunten viele Passanten nicht schlecht: Am Dienstag gegen Mittag hatte sich die Rienz bei Bruneck in einen milchig weißen Fluss verwandelt. „Was ist das? Wie konnte das passieren?“, fragten sich viele. Die Telefone bei der Feuerwehr, den Carabinieri, beim Gewässerschutz und im Rathaus liefen heiß.
Bald schon war klar, wo der Urheber für die Wasserfärbung zu suchen war. Nachdem das Eis im Rienzstadion abgetaut war, machten sich am Dienstag Gemeindebedienstete daran, mit der Kehrmaschine die Betonfläche zu reinigen. Dabei kam es zu einem Missgeschick. Anstatt das schmutzige Wasser in den Abwasserkanal zu leiten, geriet es in den Regenwasserkanal und damit in die Rienz. Der Fluss färbte sich binnen Minuten in einen weißen Strom.
„Jedes Jahr“, sagt Patrick Kirchler, Stadionverwalter in Bruneck, „wird auch die unterste Schicht aus Kreide von der Eisfläche gekehrt. Die Proben ergaben umgehend: Keine Gefahr, weder für Wasser, noch für Fische. Keiner muss erschrecken.“
Kirchler selbst ist derzeit in Polen und musste von dort aus das Kreide-Malheur erklären. Er sagt: „Damit das Eis nicht grau ist und die Linien deutlich sichtbar sind, wird Champagner-Kreide untergemischt.“ Um die 1.800 Quadratmeter Eisfläche weiß erscheinen zu lassen, werden jeden Winter rund 70 Kilogramm Champagner-Kreide verwendet. Dabei handelt es sich um dasselbe Material, mit dem etwa die Linien auf Fußballplätzen gezogen werden. Für die Wasserqualität sei diese Kreide unbedenklich, heißt es.
Interessant dabei: Nicht zum ersten Mal ist das weiße Wasser aus Versehen in der Rienz gelandet. Bereits vor einigen Jahren hatte es ein ähnliches Missgeschick gegeben.
Daran kann sich auch Robert Schifferegger gut erinnern. Er arbeitet im Amt für Gewässerschutz in Bruneck und stellte damals wie heute fest, dass glücklicherweise keine Fische Schaden genommen haben.
Sicherheitshalber aber werden die Wasserproben, die von den Feuerwehrleuten am Dienstag entnommen wurden, im Labor untersucht. Denn: „Kalk lässt den ph-Wert im Wasser steigen. Das kann für Fische mitunter durchaus gefährlich werden, weil es die Kiemen veräzt.“ Aber in diesem Fall war die Konzentration im Flusswasser so gering, dass die Substanz schnell verdünnte und keine toten Fische ans Ufer geschwemmt wurden.
„Zum Glück“, sagt auch Bürgermeister Roland Griessmair, „sind keine schädlichen Substanzen ins Wasser gelangt.“ Er spricht von einem bedauerlichen Versehen, das keine schlimmen Folgen haben wird.
Auch Patrick Kircher beruhigt: „Die Rienz hatte nur ein optisches Problem für ein paar Stunden.“
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