Die Abtreibungen
Im Jahr 2015 wurden in den Gesundheitseinrichtungen Südtirols 517 freiwillige Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt. Und es wurden 618 Fehlgeburten verzeichnet.
Im Jahr 2015 wurden in den Gesundheitseinrichtungen Südtirols 517 freiwillige Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt. Das entspricht einem Rückgang von 1,7% gegenüber dem Vorjahr.
Neun von zehn der betroffenen Frauen sind im Land ansässig. Die Abbruchziffer, verlässlicher Indikator, um die Entwicklung des Phänomens korrekt zu bewerten, beträgt 4,4 je 1.000 Frauen im gebärfähigen Alter (15-49 Jahre). Dies geht aus einer neuen Statistik des Astat hervor.
Diese ist im Vergleich zum Jahr 1980, als dieser Wert noch bei 7,1 lag, deutlich zurückgegangen.
Es bestätigt sich der seit Jahren anhaltende Abwärtstrend der durchgeführten Schwangerschaftsabbrüche bei den Inländerinnen. Bei den Ausländerinnen nahmen die Abbrüche anfangs zwar stetig zu, in den letzten Jahren blieben sie aber in etwa auf demselben Niveau. Im Jahr 2015 entfallen 43,7% aller freiwilligen Schwangerschaftsabbrüche auf ausländische Frauen.
Die Abbruchziffer der Ausländerinnen ist mehr als fünfmal so hoch wie jene der Inländerinnen (14,6 zu 2,9 Abbrüche je 1.000 Frauen im gebärfähigen Alter).
In den vergangenen 15 Jahren stieg der Anteil der Ausländerinnen an der Gesamtheit der Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen ließen, von 17,0% auf 43,7% (+26,7 Prozentpunkte).
Die Frauen, die in Südtirol eine gesetzlich erlaubte Abtreibung vornehmen ließen, sind größtenteils ledig (58,6%); 34,2% sind verheiratet und 7,2% getrennt, geschieden oder verwitwet.
Im Jahr 2015 waren 41,0% der Frauen zum Zeitpunkt des freiwilligen Schwangerschaftsabbruchs kinderlos, 16,6% hatten bereits ein Kind und 42,4% mehr als eines. 27,5% gaben an, vorher bereits mindestens ein Mal abgetrieben zu haben, und 16,8% hatten zuvor mindestens eine Fehlgeburt.
Der Anteil der Schwangerschaftsabbrüche bei Ausländerinnen, die schon einmal abgetrieben haben, liegt bei 36,7% gegenüber 20,3% der Inländerinnen.
Eine Auswertung der Daten nach Altersklassen hat ergeben, dass Frauen im Alter zwischen 25 und 34 Jahren am häufigsten einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen lassen (45,4%). 12,6% der betroffenen Frauen sind 40 Jahre alt oder älter, 5,8% unter 20 Jahre alt.
24,2% der freiwilligen Schwangerschaftsabbrüche wurden innerhalb der achten Schwangerschaftswoche vorgenommen, 51,5% in der neunten oder zehnten.
8,3% der Fälle betreffen Abbrüche nach der zwölften Schwangerschaftswoche infolge pathologischer Befunde bei den Vorsorgeuntersuchungen.
Aus einer Betrachtung der Wartezeiten geht hervor, dass 73,3% der Schwangerschaftsabbrüche innerhalb von 14 Tagen nach Ausstellung der ärztlichen Bewilligung durchgeführt werden; in 94,4% der Fälle verstreichen nicht mehr als drei Wochen.
Immer häufiger wird die ärztliche Bewilligung für den Schwangerschaftsabbruch vom gynäkologischen Dienst, der den Eingriff durchführt, erteilt (93,4%); es folgen mit großem Abstand der Vertrauensarzt (4,1%) und die Beratungsstelle (2,1%).
Die Dauer des Krankenhausaufenthaltes beträgt bei 89,9% der freiwilligen Schwangerschaftsabbrüche weniger als 24 Stunden. Die Absaugung ist nach wie vor die am häufigsten angewandte Methode (90,2%). In 97,7% der Fälle wird der Eingriff unter Vollnarkose durchgeführt.
Die so genannte „Abtreibungspille“ RU486, mit der die beiden Wirkstoffe Mifepreston und Prostaglandin verabreicht werden, wurde nur in 0,8% der Fälle eingesetzt.
Im Jahr 2015 wurden in Südtirol 618 Fehlgeburten, welche eine Einlieferung in eine öffentliche oder private Krankenanstalt erforderlich machten, verzeichnet. Das sind 14% weniger als im Vorjahr, als die Zahl noch bei 719 lag.
Die Abbruchziffer beträgt 5,3 Fehlgeburten je 1.000 Frauen im gebärfähigen Alter (15-49 Jahre). 21,5% der betroffenen Frauen sind Ausländerinnen. Dabei verzeichnet der Gesundheitsbezirk Bruneck landesweit die höchste Abbruchziffer.
Das zunehmende Alter der Frauen zum Zeitpunkt der Empfängnis stellt den höchsten Risikofaktor für eine Fehlgeburt dar: So ist die Abbruchquote bei den Frauen im Alter von 40 Jahren und höher (334,2) mehr als doppelt so hoch wie in der Altersklasse der 35- bis 39-Jährigen (151,3). Beträchtlich ist das Risiko jedoch auch bei den jüngsten Frauen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren (150,0), die im Vergleich zu den Klassen 25-29 Jahre (64,8) und 30-34 Jahre (94,3) weitaus höhere Fehlgeburtsraten aufweisen
2015 beträgt das Durchschnittsalter der Frauen bei einer Fehlgeburt 34,2 Jahre. Bei den Inländerinnen überwiegen die älteren Jahrgänge (52,8% im Alter ab 35 Jahren), während bei den Ausländerinnen die jüngeren Frauen den größten Anteil stellen (29,3% jünger als 30 Jahre).
Auch das Durchschnittsalter (34,6 Jahre bei den Inländerinnen, 32,9 Jahre bei den Ausländerinnen) bestätigt diese gegenläufigen Tendenzen, die sich aus der unterschiedlichen Altersstruktur und aus der größeren Gebärfreudigkeit ausländischer Frauen in jungen Jahren ergeben.
Auch im Jahr 2015 bestätigt sich, dass Fehlgeburten meist in den ersten Schwangerschaftswochen auf- treten: 71,3% der Schwangerschaften werden bereits in den ersten zehn Schwangerschaftswochen vorzeitig durch den Tod des Fötus beendet. Die mittlere Zahl der Schwangerschaftswochen vor einer Fehlgeburt hält sich konstant auf zehn Wochen.
Der auf die Fehlgeburt folgende Eingriff machte in 83,0% der Fälle einen eintägigen Krankenhausaufenthalt (Day Hospital) erforderlich.
Bei 73,9% der Fehlgeburten wurde eine Auskratzung durchgeführt. Hoch bleibt auch der Anteil der Frauen, bei denen der Eingriff unter Vollnarkose durchgeführt wurde (95,6%).
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