Rekorde. Preise
Bolzano Filmfestival Bozen: Wer nicht da war, hat etwas verpasst.
Von Renate Mumelter
Das Sahnehäubchen auf die 30. Festivalausgabe war der Abschlussabend mit der Musikerin Carol Alston. Sie hatte dazu eingeladen, „zu schauen, zu genießen und zu empfinden“. Am Ende von „For my Sisters“ war das Publikum berührt und begeistert. Im Film begleitet der Sterzinger Stephanus Domanig die aus Washington stammende und in Wien lebende Afroamerkanerin auf der Suche nach ihren musikalischen und menschlichen Wurzeln in die USA. Der Film stellt eine enge Verbindung zwischen Muik und Leben her, erzählt von Heimatlosigkeit, gelingender Integration, von den Wunden, die bleiben und von Rassismus und Sexismus, die immer noch nachwirken. Hochaktuelle Themen. Wer den Film nicht gesehen hat, hat etwas verpasst. DVD gibt es noch keine. „Es ist kaum mehr Geld da für solche Filme“, sagt Stephanus Domanig.
Sehr wenig Geld für ein spannendes Projekt hatten auch Andreas Pichler und Martin Prinz. Ihr Dokumentarfilm „Von Männern und Vätern“ war als Serie geplant. Dann wurde es eine Doku , die den Diskussionsrekord dieses Festivals knackte. Das normalerweise zögerliche Publikum wollte mit dem Reden gar nicht mehr aufhören. Es gibt wohl großen Nachholbedarf zu diesem Thema.
Rekordverdächtig auch Jochen Unterhofers „Nauz“, ein Kurzfilm zu Texten von Roberta Dapunt und mit Musik von Eduard Demetz. Nicht alle im Publikum schafften es, sich der harten Realität von Leben und Tod zu stellen und mussten austreten. Das stimmige Projekt wirft existentielle Fragen auf.
Eine Festival-Neuigkeit war die Aufmerksamkeit für die Jugend. Eine Schülerjury hat nicht nur Jugendliche dem Kino angenähert, sie hat Menschen zusammengebracht und neue Perspektiven gezeigt. „Durch stimmige, lebendige und abwechslungsreiche Bilder sowie überzeugende Schauspielleistungen werden zwei gegensätzliche Kulturen authentisch vermittelt. Durch das Identifikationspotential mit den beiden Protagonisten wird man in die Suche nach der eigenen Identität und nach einer fremder Kultur hinein gezogen. Dadurch wird der Kinozuseher selbst Teil der Suche nach dem eigenen ICH.“
Das war die treffende Begründung für die Vergabe des Preises der Schülerjury an „Die Schwalbe“ von Mano Khalil. Der Schweizer weiß offensichtlich, wovon er erzählt. Sehr schade, dass der Film in Südtirol nicht mehr läuft. Die Hauptpreise gingen an „Herbert“ von Thomas Stuber, „Lampedusa im Winter“ von Jakob Brossmann und „Un tango más“ von German Kral.
Auf den Nachwuchs schauten auch Initiativen wie das Speed-Dating für Filminteressierte und das Projekt Final Touch #1. Junge Filmemacher hatten die Rohschnitte ihrer Dokumentarfilme Fachleuten vorlegen können. Drei von den 14 Einreichenden wurden ausgewählt. „Es ging zwei Stunden lang knüppelhart zur Sache“, erzählt ZeLIG-Student Mike Raumsauer. Er hatte seinen Film über Alfred Quellmalz vorgelegt. „Die Fachleute haben mir dabei geholfen, den Film publikumstauglicher zu machen. Ich war zu kopflastig. Mit hat das neue Perspektiven eröffnet.“
Wir wurden hofiert. Gäste •
Wir wurden hofiert auf eine Art und Weise, die wir überhaupt nicht gewohnt sind. (Carol Alston) •
Vengo molto volentieri in queste realtà, dove si ha veramente la possibilità di sentirsi vicino al pubblico. (Sergio Castellitto) •
Speriamo che queste barriere, che stanno costruendo al Brennero durino poco. (Sergio Castellitto) •
Un giorno ci vergogneremo tutti. (Paola La Rosa, Lampedusa) •
Während andere Grenzen schließen, habt ihr sie geöffnet. (Philipp Achammer).
Noch zu sehen
„Herbert“ (Spielfilmpreis) und „Nichts passiert“ beide bis Mittwoch. „Un tango màs“ (Publikumspreis) kommt noch. „Von Männern und Vätern“ am 29/04 auf Rai Südtirol, am 18/05 auf 3sat und am Dok-Fest in München. „König Laurin“ kommt im Herbst ins Kino. „Die Schwalbe“ wird im Programm für Schulen zu sehen sein.
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