Flor am Brenner
SEL-Parlamentarier Florian Kronbichler über seinen Besuch am Brenner, Drohgebärden aus Wien – und einen Landeshauptmann, der bei „linken Abgeordneten“ Eindruck schindet.
TAGESZEITUNG: Herr Kronbichler, sie waren heute mit einer SEL-Delegation am Brenner. Was haben Sie dort gesehen?
Florian Kronbichler: Ein eher virtuelles Drama, noch geschieht nicht wirklich viel. Zuerst trafen wir uns zu einer Aussprache mit dem Landeshauptmann, der seine Flüchtlingsfreundlichkeit gegen alle Widerstände verteidigt. Ich habe ihm alles Gute gewünscht und ihm gesagt, er solle sich nicht einschüchtern lassen. Die linken Abgeordneten haben über unseren LH gestaunt, für Südtiroler Verhältnisse scheißt er die österreichischen Minister ja ordentlich zusammen.
Was haben Sie am Brenner beobachtet?
Viel Polizei, aber wenig Flüchtlinge. Wir haben eine blaue Hortensie am Grenzschild niedergelegt – EU-Blau übrigens, nicht Freiheitlichen-Blau. Eine Pressekonferenz der Lega Nord fand zu diesem Zeitpunkt ebenfalls statt, die war aber so schnell wieder vorbei, dass selbst die Kameras es nicht schafften, etwas zu filmen. Die Bevölkerung am Brenner ist furchtbar wütend über den Krawall der Medien und der österreichischen Politik – niemand macht mehr ein Geschäft. Hier wird ein Ausnahmezustand konstruiert, eine Art vorbeugender Krawall.
Die Rhetorik ist gefährlicher als die tatsächlichen Baumaßnahmen am Brenner?
Derzeit finden kaum Baumaßnahmen statt, am Brenner stehen ja nur drei Arbeiter, die sich über die mediale Aufmerksamkeit amüsieren und Witze über die vielen Medienvertreter machen. Der wahre Skandal sind die Drohgebärden aus Wien – und die Tatsache, dass die Euregio eine derart kleine Krise nicht aushält.
Interview: Anton Rainer
Ähnliche Artikel
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.