Flaute im Dorf
Geschäfte und Bars sperren zu. Im Dorf ist nicht viel los. Toblach scheint touristisch ins Hintertreffen geraten zu sein. Warum man bisher vergeblich auf einen Aufschwung wartet.
von Silke Hinterwaldner
Sie kaufen Bier, Milch und Nudeln, um sich in ihrer Ferienwohnung abends und morgens selbst versorgen zu können – und gehen tagsüber Ski fahren. Viele Urlauber bevorzugen diesen Weg, um Geld zu sparen und weil sie den Eindruck haben, dass im Dorf ohnehin nicht viel los ist.
Die Rede ist von Toblach oder auch von Niederdorf und anderen Orten, in denen zwar der Tourismus als Wirtschaftszweig wichtig ist, aber wo der Rubel nicht mehr rollt. „Ich habe den Eindruck“, sagt Alex Ploner, „dass hier die Hausaufgaben nicht mehr gemacht werden. Wir reden zwar alle vom Ausbau des Flughafens, aber mir fehlen Mut und Visionen. So kommen wir nicht weiter.“
Alex Ploner ist im Hauptberuf Eventmanager, aber er betreibt selbst auch ein Haus mit Ferienwohnungen in Niederdorf.
So ist er ständig befasst mit dem, was in Südtirol läuft. Und er hat in den vergangenen Monaten und Jahren eine Entwicklung festgestellt, die ihm Sorgen macht. „Es ist einfach nicht mehr viel los“, sagt er unumwunden. Und weiter: „Der einzelne resigniert und sperrt zu. Ich wünsche mir mehr Leben, aber es gibt kaum noch Visionäre und Leute, die den Mut haben zu investieren und etwas zu riskieren.“ Kaum bringe jemand doch ein wenig Risikobereitschaft auf, würden ihm sofort Prügel in den Weg gelegt.
Toblach sei als Beispiel genannt. Dort gibt es über 60 Geschäfte, das Dorf im oberen Pustertal galt immer als ein Vorzeigeort für das touristische Südtirol. Aber mittlerweile scheint es in die Jahre gekommen zu sein. In der Hochsaison ist nach wie vor einiges los, aber kaum ist Weihnachten vorbei, lassen sich die vielen Hotelbetten nicht mehr leicht füllen. Dieser Trend lässt sich auch im Handel oder bei Restaurants und Bars festmachen.
Vier Geschäfte schließen jetzt, dazu kommen zwei Bars im Dorf – darunter das Ariston. Dabei ist gerade letzteres ein noch recht neues, schön eingerichtetes Lokal am Platz, das in einem Dorf wie Toblach eigentlich hervorragend laufen müsste. Mittlerweile aber suchen die Besitzer vergeblich nach einem neuen Pächter für die Bar.
Wie kann das sein? Und was ist passiert in Toblach?
Die Statistiken vermitteln den Eindruck, dass es wirtschaftlich um das Hochpustertal gar nicht schlecht bestellt sei. Gerade die Zahlen der Skifahrer sind im Gebiet Sextner Dolomiten in den vergangenen zwei Jahren seit dem Bau der Skiverbindung zwischen Helm und Rotwand kontinuierlich gestiegen. Aus den Orten direkt an den Pisten vermelden Hoteliers, dass die Wintersaison gut verlaufen sei. Anders in Toblach.
„Wir müssen etwas mehr Geduld haben“, sagt Thomas Walch, „auch wenn ich selbst nicht gerade der geduldigste Mensch bin. Aber ich bin überzeugt, dass auch Toblach bald davon profitieren wird.“ Walch ist Hotelier in Toblach und gleichzeitig Obmann des Verbandes im gesamten Pustertal. So kennt er die Situation besonders gut. Er sagt: „Die Momentaufnahme hier in Toblach ist nicht optimal. An der Auslastung der Betriebe müssen wir sicher noch arbeiten. Aber ich sehe nicht schwarz. Was wir brauchen, sind Leute, die bereit sind zu investieren und das Ruder zu übernehmen.“
Toblach hat eine lange Tradition in der Hotellerie. Aber gleichzeitig auch das Problem, dass etwas in die Jahre gekommene Hotels plötzlich ohne Führung dastehen. Das passiert, wenn die Kinder sich für einen anderen Lebensentwurf entscheiden als die Eltern. Gleichzeitig fehlt es dann an Investitionen im Bereich Gastronomie. Eine Spirale, die sich in Toblach derzeit nach unten zu drehen scheint.
„Das Dorfzentrum muss wachgerüttelt werden“, sagt Thomas Walch. Aber wie das genau gehen soll, das weiß in Toblach derzeit niemand.
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